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Von Andrea Pistorius

Paderborner
Perspektiven

Chancen des Umbruchs nutzen


Wir werden weniger und älter. Das ist Fakt und erzeugt in allen Generationen eine diffuse Furcht vor einer Dominanz der Senioren im unmittelbaren Lebensumfeld und im Sozialgefüge unserer Gesellschaft. Die ganze Republik und damit auch der Kreis Paderborn auf dem Weg in die Gerontokratie? Das Land ein einziges Altenheim?
Die Experten raten zur Gelassenheit. Es gebe keinen Anlass für Schwarzseherei und Untergangsstimmung, sagen sie, vielmehr liege im demographischen Wandel der Gesellschaft eine große Chance, die Lebensqualität von Jungen und Alten zu verbessern.
D
iese überraschende Prognose war wohl die wichtigste Botschaft der Zukunftskonferenz, zu der Landrat Manfred Müller eingeladen hatte. Zwei Tage angefüllt mit fachkundigen Vorträgen zum Thema haben so manche Sorge zerstreut und wichtige Anregungen gegeben. Schließlich, so sagen die Experten weiter, haben wir es selbst in der Hand, unsere Zukunft zu gestalten. Wir müssen nicht Opfer der demographischen Entwicklung werden.
Was ist zu tun, außer sich in Optimismus zu üben? Ganz wichtig sei es, so machten es die Referenten deutlich, dass Kommunen und Kreise selbst aktiv werden und nicht darauf warten, dass Bund und Land reagieren oder Geld locker machen. Möglichkeiten gebe es genug.
Erstens: Absolute Priorität haben alle Investitionen in Bildung, denn, so hieß es, wir müssen uns verstärkt um die Jungen kümmern, denn die werden weniger und sind doch, wie es in Sonntagsreden so schön heißt, unsere Zukunft.
Zweitens: Kommende Seniorengenerationen sind gesundheitlich fit, überwiegend gut ausgebildet und finanziell abgesichert. Damit eröffnet sich ein riesiger Markt auch in der Region. Für diesen Kundenkreis werden spezielle Wohnungen und Autos benötigt, dazu kommen Reisen, Sport-, Kultur- und Bildungsangebote und die »Jobmaschine Gesundheitswesen«. Unternehmen können sich - auch mit öffentlicher Unterstützung - darauf einstellen und Arbeitsplätze bieten.
Drittens: In der Stadtplanung müssen neue Wohnformen Berücksichtigung finden. Alte Menschen, Ein-Personen-Haushalte und Kleinfamilien haben möglicherweise andere Wohnwünsche als das Häuschen im Grünen. Überprüft werden sollte auch, wie sozialer Wohnungsbau vonnöten ist.
Viertens: Die Gesundheitsversorgung muss sich auf die wachsende Zahl alter Menschen einstellen. Benötigt werden ein altersärztlicher Dienst, Pflege-Einrichtungen und dergleichen mehr.
Die Liste ließe sich noch fortsetzen. Anregungen für notwendige Veränderungen im Denken und Handeln haben Kommunalpolitiker, Verwaltungsmitarbeiter und Verbandsvertreter, die die Zukunftskonferenz besucht haben, jede Menge mit genommen. Aber auch jeder Bürger muss in seinem Umfeld aktiv werden, damit der Kreis Paderborn weiter lebens- und liebenswert bleiben kann.

Artikel vom 12.03.2005