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Von Michael Delker

Gütersloher
Wochenschauer

Lebendiger Geschichtsunterricht


Die Kultur des Erinnerns ist in Gütersloh sehr lebendig. Zahlreiche Autoren und Ausstellungen haben sich mit der Zeit des Nationalsozialismus in der Stadt beschäftigt. Das jüngste Projekt ist die Aktion »Stolpersteine« des Kölner Künstlers Gunter Demnig. Auf Pflastersteinen befestigte Messingplatten sollen den Blick auf das Schicksal von Juden lenken, die von den Nazis deportiert und ermordet wurden. In Gütersloh wird Demnig die ersten Steine am 11. Mai in das Straßenpflaster einlassen.
Die Aktion ist ein weiteres Mosaiksteinchen im großen Bemühen, das Geschehene niemals zu vergessen. Das WESTFALEN-BLATT startet deshalb heute eine Serie, die Zeitzeugen in den Mittelpunkt rückt. Gütersloher erinnern sich, wie sie die Nazi-Herrschaft, den Krieg und die spätere Befreiung durch die Amerikaner vor Ort erlebt haben. Es sind subjektive, aber sehr interessante Eindrücke.
Die Zahl der Zeitzeugen wird 60 Jahre nach Kriegsende weniger. Schulen sollten das Wissen dieser Menschen nutzen. Sie einladen und einfach erzählen lassen, wie es vor 60 Jahren in Gütersloh und im Krieg war. Ein gutes Beispiel ist das Projekt, das jetzt im »Bambi« stattfand. Schüler diskutierten mit Werner Husemann (92) über den NS-Propaganda-Film »Jud Süß«, den der Gütersloher im Jahr 1941 im Frontkino gesehen hatte. Lebendiger kann Geschichtsunterricht kaum sein.

Artikel vom 12.03.2005