12.03.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Geschichte zum Anfassen

Multimedia-Schirm lässt Wüstung Blankenrode lebendig werden

Von Hanne Reimer
Wewelsburg / Kreis Paderborn (WV). Im Mittelalter war Blankenrode eine blühende Stadt, bis kriegerische Auseinandersetzungen alle Bewohner vertrieben. Wo einmal Menschen lebten und arbeiteten, ist für Laien heute nur noch Wald zu sehen. Doch Forscher waren Jahrhunderte später fasziniert von der so genannten Wüstung Blankenrode.

Was Robert Gündchen, Archäologe des Kreismuseums Wewelsburg, und seine Vorgänger darüber heraus gefunden haben, lässt sich im Museum in der Burg jetzt in einer aufwändigen Multimedia-Präsentation erleben.
»Wie zeigt man etwas, das es nicht mehr gibt?« So brachte Kreisdirektor Heinz Köhler bei der Vorstellung des Projekts die knifflige Aufgabe auf den Punkt, der sich Gündchen gemeinsam mit der Paderborner Agentur Chromotion stellte. Die Lösung: Ein unspektakulär aussehender Bildschirm an einer Wand des Historischen Museums, der es wirklich in sich hat.
Berühren die Besucher den Monitor, erklingt mittelalterliche Musik und ein übersichtliches Menü führt durch eine aufwändig und liebevoll gestaltete Präsentation, in deren Verlauf viel mehr als »nur« die Geschichte der Wüstung Blankenrode erklärt wird. Die ist übrigens nicht mit dem heutigen Lichtenauer Ortsteil Blankenrode zu verwechseln, bei dem es sich um eine Neugründung aus dem 16. Jahrhundert handelt.
Da wird gezeigt, wie Archäologen arbeiten und mit ihren Fundstücken verfahren, welche Forscher sich heute und in früherer Zeit mit der Wüstung Blankenrode beschäftigten, welche Sagen und Märchen es über den Ort gibt, wie die Gebäude der untergegangenen Stadt ausgesehen haben könnten, wie die Menschen dort lebten und vieles, vieles mehr.
Mehr als drei Stunden dauert die komplette Präsentation, die den Kreis Paderborn als Träger des Museums rund 15 000 Euro gekostet hat. Doch weil wohl nur wenige Museumsbesucher so viel Zeit investieren können, lässt sich per »Touchscreen« (der Benutzer berührt den Bildschirm) ganz einfach das auswählen, was interessiert.
Fotos und Luftbildaufnahmen, Töne, Filmsequenzen und Animationen hatten die Fachleute zu verarbeiten. »Ein umfangreiches Projekt«, blickt Chromotion-Geschäftsführer Jochen Carl zurück auf mehr als ein halbes Jahr Arbeit. Durch die Präsentation führen als eine Art »roter Faden« ein Junge und ein Mädchen, die den Museumsbesuchern das Thema näher bringen. Den beiden animierten Figuren liehen Gündchens Tochter Anne und ihr Schulkamerad Jannick Bastian ihre Stimmen. Und auch eine markante Stimme, die sicherlich vielen Besuchern bekannt ist, ist zu hören: Willi Hagemeier, Schauspieler der Westfälischen Kammerspiele Paderborn, half als Sprecher ebenfalls dabei mit, längst Vergangenes mit Hilfe der Technik wieder lebendig werden zu lassen.

Artikel vom 12.03.2005