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Führungskräfte frühzeitig rekrutieren

»Strategische Personalplanung - ein Erfolgsfaktor in Krisenzeiten?« -ĂŠVortrag im Rathaus

Von Frank Spiegel
Höxter (WB). Während Deutschland schon allein durch die Bevölkerungsentwicklung kontinuierlich an kompetenten Führungskräften verliert, wächst gleichzeitig der Bedarf an diesen. Ein Dilemma?

Professorin Dr. Ulrike Detmers, Professorin für Betriebswirtschaftslehre mit den Schwerpunkten Personal- und Organisationsmanagement im Fachbereich Wirtschaft an der Fachhochschule Bielefeld und Miteigentümerin der Unternehmensgruppe Mestemacher (Vollkornbrote und internationale Brotspezialitäten) mit Sitz in Gütersloh, erläuterte jetzt im Rahmen der Frauenwoche im Historischen Rathaus Lösungsvorschläge in ihrem Referat zum Thema »Strategische Personalplanung - ein Erfolgsfaktor in Krisenzeiten?« Ihr Credo: Wer Führungskräfte benötigt, muss sich auch selbst um sie kümmern.
»Strategische Personalplanung ist eine langfristig ausgerichtete Planung, um die richtige Person am richtigen Arbeitsplatz zu positionieren und keine personellen Lücken hervorzurufen«, erläuterte die Hochschullehrerin zunächst Grundsätzliches. Es gehe darum, Produktivität, Rentabilität und Kundenorientierung zu optimieren.
»Deutschland verliert an Arbeitskraft«, bemerkte Professorin Dr. Ulrike Detmers eine anhand der Statistik zu erwartende Verknappung an Fach- und Führungskräften. Maßgebliche Folge dieser Entwicklung sei die Gefährdung des Wachstums und der Konkurrenzfähigkeit in den Unternehmen. »Man muss sehr sehr früh den Nachwuchs rekrutieren und innerbetrieblich aufbauen«, nannte sie einen Weg aus diesem Problemfeld heraus. »Da siegen die, die am frühsten damit beginnen«, so die Fachfrau. Traditionalistisch geführte Unternehmen, die stark nach innen geführt und autoritär geprägt seien, hätten auf lange Sich keine Chance Schon jetzt zeichne sich diese Entwicklung im Bäcker- und Fleischerhandwerk ab. »Die Attraktivität, einen solchen Betrieb zu übernehmen, ist einfach zu gering«, nannte Professorin Dr. Ulrike Detmers Beispiele.
Eine Möglichkeit, sich frühzeitig im Unternehmen um kompetenten Nachwuchs zu bemühen sei das Programm »Studieren und Arbeiten«. An der Fachhochschule Bielefeld werde für Ingenieure zum Beispiel ein duales Studium angeboten. »Die arbeiten tagsüber und kommen abends zum Studieren«, erläuterte Professorin Dr. Ulrike Detmers. So ergebe sich die Chance, den Abschluss als Diplom-Wirtschaftsingenieur zu erlangen.
Auch der bodenständige Mittelständler muss nach Meinung der Professorin hier nicht außen vor bleiben. Abgesehen von Fortbildungsmaßnahmen sei hier auch die Möglichkeit gegeben, Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter zum Studium zu schicken mit der Zusage, anschließend wieder in den Betrieb wechseln zu können. »So lässt sich relativ risikolos studieren«, weiß die Fachfrau aus Gütersloh aus der Erfahrung ihres eigenen Unternehmens. Theoretisch sei auch ein Zuschuss zum Studium denkbar oder zunächst eine Weiterbeschäftigung auf 400-Euro-Basis.
Wichtig sei es auch, frühzeitig die Kooperation mit den ansässigem Hochschulen zu suchen. »Dort muss man frühzeitig den Nachwuchs rekrutieren durch Diplomarbeiten oder ähnliche Maßnahmen«, meint die Hochschullehrerin: »Das wird vom Mittelstand viel zu wenig angenommen.«
Nachholbedarf gebe es auch oft im Bereich der Personalanwerbung. »Pfiffige und moderne Zeitungsanzeigen, eine Präsenz im Internet, die Nutzung von Jobbörsen und der frühzeitige Zugang zu den Schulen sind Lösungsmöglichkeiten«, so die Referentin. Auch die Erziehung zur Selbständigkeit während der Ausbildung im Betrieb sei ein maßgeblicher Faktor.
Um Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an das Unternehmen zu binden, sei auch die Möglichkeit denkbar, Alleinerziehenden die Kosten für einen Platz in der Kindertagesstätte zu erstatten.
Abgesehen von diesen Problemen wies Professorin Dr. Ulrike Detmers auch darauf hin, dass das Bemühen um kluge Köpfe global weiter zunehmen werde. Neben der EU seien auch die USA, China und Indien um kompetente Kräfte bemüht. Der erfolgreiche Chef oder die erfolgreiche Chefin müsse diesen daher besondere Aufmerksamkeit zukommen lassen. Dazu gehöre die Planung der Laufbahn ebenso wie die persönliche Betreuung. Rechtzeitig in die Planung einbezogen werden müsse auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Dieser Faktor spiele inzwischen längst nicht mehr nur bei Frauen eine Rolle. Auch immer mehr Männer setzten Schwerpunkte in der Familie.
Organisiert wurde die Informationsveranstaltung von Regionalstelle Frau und Beruf und der Gleichstellungsstelle der Stadt Höxter.

Artikel vom 14.03.2005