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Spitze beim
Betrug mit
Debitkarten

893 Fälle im Jahr 2004 im Kreis


Von Ralf Meistes
Kreis Herford (LZ). Es ist eine Spitzenposition, die die Kreispolizeibehörde Herford so schnell wie möglich wieder los werden möchte. Die Anzahl der Betrugsdelikte mit so genannten Debitkarten (siehe Informationskasten) ist im Regierungsbezirk Detmold nirgendwo so hoch wie im Kreis Herford. Mit 893 Straftaten im Jahr 2004 liegt sie unter anderem deutlich über dem Wert, den das Polizeipräsidium Bielefeld registriert hat (etwa 500). Innerhalb von zwei Jahren schnellte die Zahl der gemeldeten Delikte von etwa 200 auf über 800.
Das Team um Polizeirat Thomas Marx und Kriminalhauptkommissar Andreas Seidel versucht deshalb alles, um das Problem in den Griff zu bekommen. So ist auch die Zusammenarbeit mit Studenten der Fachhochschule Bielefeld (Studium Öffentliche Verwaltung/gehobener Dienst bei der Polizei) entstanden. Sie werteten einen Fragebogen zum Thema Betrug mit Debitkarten aus. »Auch wenn die Befragung nicht repräsentativ ist, so zeigt sie Tendenzen auf, die unserem bisherigen Bild entsprechen«, sagte Marx.
Solange bei der Bezahlung mit einer EC-Karte auch der PIN-Code eingegeben werden müsse, sei das Verfahren weitgehend sicher. Eine deutliche Zunahme der Delikte sei im Bereich des Elektronischen Lastschriftverfahrens (ELV) festzustellen.
Aus Kostengründen und um einen höheren Zeitaufwand an den Kassen zu vermeiden, verzichten viele Kaufhäuser auf das PIN-Verfahren. »Die Verluste, die durch den Missbrauch mit gestohlenen Karten entstehen, muss der Händler tragen. Allerdings übernehmen die Versicherungen der Kaufhäuser bis zu drei Prozent des Verlustes«, gibt Marx zu bedenken.
Die Polizei in Herford spricht sogar schon von einem regelrechten Handel mit gestohlenen EC-Karten. Häufig würden die Täter an verschiedenen Standorten, die einen Radius von 100 bis 200 Kilometer umfassen, mehrfach mit der gestohlenen Karte einkaufen. »Oft sind es nur Beträge zwischen 100 und 200 Euro. Wir haben aber auch schon Schadensfälle gehabt, die sich insgesamt im fünfstelligen Bereich bewegt haben«, berichtet Andreas Seidel. »Findige Burschen« hätten auch schon Vorsatzgeräte gebaut und vor Banken aufgestellt, um so an die geheimen Daten der EC-Karte zu gelangen. Deshalb auch die Warnung der Polizei: »Beim Türöffnen der Bank nach Geschäftsschluss niemals den PIN-Code eingeben. Es reicht aus, den Magnetstreifen durch die Vorrichtung zu ziehen.«
Die Umfrage der Studenten hat ergeben, dass immerhin 13 von 92 Befragten die Debitkarte schon einmal abhanden gekommen ist. Dabei entstand ein Schaden zwischen 500 und 7000 Euro. Eine deutliche Mehrheit der Befragten (72) würde längere Wartezeiten an den Kassen akzeptieren, wenn das sichere PIN-Verfahren zum Einsatz käme. Ein Großteil (56) wäre aber nicht bereit, die Mehrkosten für eine Umstellung des Verfahrens zu tragen.

Artikel vom 11.03.2005