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»Hoyzer verfolgt uns alle«

Gütersloher Fußball-Boss froh: Weniger Arbeit für Spruchkammer

Von Uwe Caspar
(Text und Foto)
Herzebrock (WB). Reinhard Mainka hat renommierte Vorgänger: Auch Hermann Korfmacher, heute Boss im Fußball-Westen, und Carsten Jaksch, zum Direktor der Sportschule Kaiserau aufgestiegen, standen an der Spitze des Kreisvorstandes. »Wenn zwei Leute aus den eigenen Reihen an so wichtigen Schaltstellen sitzen, sind wir meistens schneller und besser informiert als andere«, lächelt Mainka, seit knapp einem Jahr der Chef der Gütersloher Kicker.

Wie fällt Ihre erste Zwischenbilanz als Fußball-Kreisvorsitzender aus?Mainka: Mich überrascht die Vielfalt der Aufgaben. Schnell habe ich erfahren, dass man sich in spieltechnischen Dingen und Statuten genauso gut auskennen muss wie in der Praxis. Zum Glück steht mir bei Bedarf mit Norbert Flaskamp ein alter Fuchs zur Seite. Auch werde ich mit irgendwelchen Papieren förmlich zugeschüttet. Obwohl der Job zeitaufwändig ist - ich bereue keinesfalls, ihn angenommen zu haben. Und jeden Tag lerne ich dazu.
Was gefällt Ihnen noch nicht, was muss verbessert werden?Mainka: Es gibt einige Reibungspunkte in den Ausschüssen mit ihren insgesamt 60 Leuten. Leider wird in den Gremien noch zuviel Energie auf persönlicher Ebene verschwendet, manche sind zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Dabei sollten wir zum Wohle unserer Klubs alle Kräfte bündeln.
Die Spruchkammer-Sitzungen reißen nicht ab, weil es auf den Sportplätzen zuweilen sehr rüde zugeht ...Mainka: Einspruch! Ich kann die frohe Botschaft überbringen, dass die Zahl der Verhandlungen in dieser Saison rückgängig ist. Allerdings werden wir es kaum schaffen, eine Saison ohne Vorfälle abzuschließen. Fußball ist eben ein Sport mit Emotionen, aber jeder Akteur sollte seine Gefühle beherrschen und die Grenzen nicht überschreiten.
Schiedsrichter-Obmann Hans Voss beklagt schon seit einigen Jahren, dass es zuwenig Referees gibt ...Mainka: Tatsächlich fehlen uns jede Menge Schiris. Doch das ist nicht nur ein GT-Problem.
Bleiben wir beim Thema Schiedsrichter. Wie beurteilen Sie den Fall »Robert Hoyzer?«Mainka: Nie hätte ich gedacht, dass sich ein Unparteiischer so korrumpieren lassen würde. Ich bin immer noch fassungslos. Sowohl der Skandal als auch die endlosen Diskussionen werden Folgen haben bis in die Kreisliga C hinunter: Man wird nun auch in den unteren Klassen den Schiedsrichtern noch kritischer gegenüber stehen. Aber allen Beteiligten sollte klar sein, dass zu einem Fußballspiel Fehlentscheidungen genauso gehören wie Tore. Falsche Pfiffe wird's immer geben.
Wer im Profilager einen Schiedsrichter »Hoyzer» nennt, soll auf Empfehlung des DFB die Rote Karte kriegen. Gilt das auch für Amateure?Mainka: Davon gehe ich aus. Denn der Deutsche Fußball-Bund legt es als Beleidigung beziehungsweise Schimpfwort aus, wenn ein unbescholtener Schiri als »Hoyzer« tituliert wird. Ich hoffe nur, dass sich solche Auswüchse auf unseren Plätzen in Grenzen halten. Kann sein, dass sich einige daraus einen Spaß machen. Aber dann sollte der Referee weghören.
Wenden wir uns erfreulicheren Dingen zu: Gütersloh könnte zu einem Nebenschauplatz der WM 2006 werden...Mainka: Die Marienfelder Klosterpforte bringt doch für ein WM-Quartier alles mit und hat meiner Meinung nach auch glänzende Chancen, das Rennen zu machen. Hinzu kommt, dass Gütersloh sozusagen WM-zentral liegt.
Wie beurteilen Sie die Fußball-Entwicklung im Kreis?Mainka: Insgesamt sind wir in den höheren Ligen gut vertreten. Ich würde mir aber noch einen Regionalligisten wünschen. Sollten die FCG-Frauen den Aufstieg in die 1. Bundesliga schaffen, wäre das für mich kein Unterschied zur Männer-Bundesliga.
Stichwort Winterpause. Ein Endlos-Thema ...Mainka: Auch ich wäre für eine Saisonverlängerung bis Ende Juni, dann bräuchten wir erst Mitte März mit der Rückrunde beginnen. Doch uns sind die Hände gebunden, weil wir uns nach dem Rahmenspielplan richten müssen. Letztendlich gibt es aber keine Garantie für einen pünktlichen Start nach der Winterpause.

Artikel vom 12.03.2005