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Wallau steht vor der Rettung

Geforderte Liquidität durch Gehaltskürzung und Verzicht von Gläubigern

Wallau (WB). Der mit rund 1,45 Millionen Euro verschuldete Handball-Bundesligist SG Wallau-Massenheim steht vor der finanziellen Rettung. Wie der deutsche Meister von 1992 und 1993 gestern mitteilte, wird die geforderte Liquidität von 532.000 Euro durch Senkung der Gehälter und Forderungsverzichte von Gläubigern hergestellt.

Allein an Gehaltszahlungen sollen 320.000 Euro eingespart werden. Zudem profitiert der Club von neuen Gesellschaftereinlagen in Höhe von 250.000 Euro. Das teilte Rolf Jahncke, Sprecher der Spiel- und Marketing-GmbH, am Donnerstag mit. »Die SG ist gerettet, und es kann uns nichts mehr passieren, wenn alle angekündigten oder bereits vollzogenen Einlagen getätigt sind. Auf Grund unseres Sanierungsplans besteht auch überhaupt kein Zweifel, dass wir die Lizenz für die nächste Saison bekommen. Mit Auflagen müssen wir natürlich rechnen«, sagte Jahncke, bevor die Unterlagen für die Lizenzerteilung fristgemäß auf den Weg zur Dortmunder Geschäftsstelle der Handball-Bundesliga (HBL) gebracht wurden.
Das Finanzamt der Kreisstadt Hofheim hatte bei Wallau-Massenheim Steuerforderungen in Höhe von 230.000 Euro geltend gemacht und im Januar einen Insolvenzantrag beim Amtsgericht gestellt. Jahncke versicherte, dass in der kommenden Woche 80.000 Euro und bis zum Saisonende weitere 150.000 Euro abgezahlt würden. Im Prinzip kann nur Finanzamt Hofheim den Sanierungsplan noch zu Fall bringen. »Die bisherigen Verhandlungen waren sehr ernüchternd«, so Jahncke. Die Steuerbehörden hätten den von der SG vorgeschlagenen Plan zur Abzahlung der Steuerschulden bisher abgelehnt.
Nach 16-tägiger Aufräumarbeit in der Geschäftsstelle der Hessen und der Trennung von dem fristlos gekündigten Manager Bülent Aksen legte Jahncke seinen Sanierungsplan vor. Neben neuen Gesellschaftereinlagen über 250.000 Euro konnte er auch die Sammlung von 130.000 Euro durch den »Wallauer Freundeskreis« und geschätzte 40.000 Euro aus einem Benefizspiel am 20. März gegen den THW Kiel vorweisen.
Der ehemalige Hauptgesellschafter Volkmar Rohr ist inzwischen von seinem Amt als Hauptgeschäftsführer entbunden worden. Rohr hatte angeblich im Dezember für eine Kapitalerhöhung der GmbH über 400.000 Euro gesorgt, dies wurde aber nie im Handelsregister eingetragen. Rohr teilte gestern mit, er werde »im Interesse der Sache alles mir Mögliche und Zumutbare tun, um die Insolvenz zu vermeiden und die Lizenz und den Bundesligahandball für die Region zu erhalten«.
Für die neue Saison plant die SG Wallau-Massenheim mit einem um rund 600.000 Euro abgespeckten Etat von 1,5 bis 1,6 Millionen Euro und trifft dafür schon die erforderlichen Maßnahmen. Nach Jens Tiedtke wechseln in Jan-Olaf Immel und Heiko Grimm zwei weitere Nationalspieler zur neuen Saison zum Konkurrenten TV Großwallstadt. Jan Behrends kehrt nach Wilhelmshaven zurück. Auch andere Profis stehen vor dem Absprung. »Ich bin sehr froh, dass der TVG nicht schon unserem Maskottchen ein Angebot gemacht hat, sonst wäre das auch schon weg«, flüchtete sich Trainer Martin Schwalb in Galgenhumor. Schwalb, der im Januar seinen bis 2006 laufenden Vertrag per Option gekündigt hatte, ließ offen, ob er bleibt: »Ich habe einen unterschriftsreifen Vertrag bei einem anderen Bundesligisten auf dem Tisch. Wir verhandeln weiter.«

Artikel vom 11.03.2005