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Menschen in
unserer Stadt
Ursula Richter
Kauffrau im Groß-/ Außenhandel

»Wenn meine Kinder so risikofreudig wären wie mein Mann und ich, dann könnte ich nachts nicht so ruhig schlafen«, meint Ursula Richter aus Getmold schmunzelnd über die vielen Abenteuer, die sie mit 64 Jahren schon erlebt hat. Mit drei kleinen Kindern, einer Hypothek auf dem Einfamilienhaus und 1000 DM Startkapital setzten sie und ihr Mann Helmut mit der Gründung des heutigen Feinkostunternehmens »Rila« im November 1970 alles auf eine Karte.
Aller Anfang war schwer: Die Richters mussten sogar eine Investitionssteuer für ihren Start in die Selbstständigkeit bezahlen. Mit dem Import von Feinkost aus Spanien, Italien, Frankreich, Lateinamerika, Fernost, Arabien, Griechenland und den USA hatten sie früh den »richtigen Riecher«. Das breite Sortiment, das heute in diversen Supermärkten zu finden ist, haben Ursula Richter und ihr Mann damals selbst aus den LKWs in die Regale eingeräumt. Lachend erinnert sich die gelernte Verwaltungsangestellte und Speditionskauffrau an die »Aufwärmpausen« mit einem Gläschen Weinbrand bei den ersten Inventuren in einer angemieteten Lagerhalle in Levern, die nicht beheizbar war.
Viele Geschäftsreisen führten die Richters in ferne Länder. Besonders fasziniert ist Ursula Richter von Chile, wo die Menschen trotz ihrer Armut fröhlich seien und spontan »aus dem Nichts heraus« ein Fest feierten. Der Kontakt zu den Menschen und die Geschichte des Landes sind ihr wichtig - Eindrücke schreibt Ursula Richter »an Ort und Stelle« auf. Einige davon veröffentlichte sie 2003 als Buchunter dem Titel »Unterwegs«.
Nach ihrem Austritt im Jahr 2000 aus der Firma, die sie bis 1991 auch leitete, erfüllt sich Ursula Richter mit dem Schreiben einen Jugendtraum. Eigentlich hätte sie gerne studiert - am liebsten Germanistik, Literatur und Geschichte. Trotz guter Noten musste sie aber an der Hauptschule bleiben und absolvierte anschließend ihre erste Ausbildung in Levern. Seit einem Jahr macht sie mit viel Freude einen Fernlehrgang an der Axel-Andersen-Akademie in Hamburg, um »das Handwerkliche« für einen Roman zu lernen. Außerdem gibt sie regelmäßig zusammen mit anderen bei der Schreibwerkstatt Hüllhorst eigene Texte heraus. Finja Thomé

Artikel vom 11.03.2005