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Brummis nutzen Schleichwege

Seit Einführung der Maut mehr Lastwagen auf heimischen Bundesstraßen

Von Michael Robrecht
Brakel/Bad Driburg (WB). Nach zehn Wochen Autobahnmaut mehren sich die Hinweise auf die zunehmende Belastung der Bundesstraßen im Kreis Höxter durch Lkw, die die Autobahnbenutzungsgebühr sparen wollen. Über Gebühr belastet sind die Bundesstraße 64, die Ostwestfalenstraße, die  B239, B 83 und die B 7 im Süden des Kreises Höxter.

»Seit Januar 2005 ist die Verkehrsbelastung in der Ortsdurchfahrt Rheder Woche für Woche stärker geworden«, schimpft Eckardt Kröger, Landwirt und Anwohner der Ostwestfalenstraße. An seinem Haus »donnern« jeden Tag Hunderte von »Brummis« vorbei. »Morgens um 6 Uhr kommen die ersten Gespanne, mittags wird es etwas ruhiger und am Nachmittag staut es sich dann bis in den Abend hinein«, sagt Kröger, der sich wundert, dass es noch keinen Unfall gegeben hat. »Das ist hier fast so ein Verkehr wie kurz vor München«, lästert der Bauer. Aufgefallen sei ihm, dass neuerdings besonders viele ausländische Lastzüge durch Rheder fahren.
Dies ist eine Beobachtung, die auch Polizeipressesprecher Peter Schneider von seinen Polizeikollegen übermittelt bekommen hat. »Die Polizei hat im Kreis Höxter zu der Problematik zwar keine offizielle Verkehrszählung vorgenommen, jedoch haben die Streifenwagenbesatzungen seit Januar ein klares Plus an Lkw-Verkehr beobachtet - besonders auf der Bundesstraße 7 im Raum Warburg-Scherfede, wo die A 44 fast parallel zur B 7 verläuft«, erklärte Schneider gegenüber dem WESTFALEN-BLATT. Mehr Lkw und mehr Staus haben übrigens auch Straßenbauarbeiter bemerkt.
Dicht frequentiert und eine lukrative Ausweichstrecke zu den mautpflichtigen Autobahnen ist für Lastwagen die Ostwestfalenstraße - quer durch den Kreis von Steinheim über Brakel bis Warburg. »Als kurze Nord-Südstrecke ist die Verbindung sehr beliebt«, weiß Polizeisprecher Peter Schneider. Aus welchen Ländern die Fahrzeuge stammen, kann man an der Imbiss-Bude in Rheder, wo Fernfahrer gerne eine Rast einlegen, sehr gut studieren: Russland, Litauen, Polen, Skandinavien, Holland - ein internationales Publikum tummelt sich dort.
Hans-Peter Hengst, Leiter der Paderborner Niederlassung von »Straßen NRW«, bekommt die Zunahme des Lkw-Verkehrs täglich selbst zu spüren. »Wenn ich auf der B 64 fahre, sind da schon mehr Lastwagen unterwegs. Es tauchen Kennzeichen auf, die ich hier sonst nicht gesehen habe«, sagte Hengst dem WB. Interessant sind die Messungen, die die Polizei auf der B 1 gemacht hat. Zwischen Erwitte und Geseke, hier fahren Lkw gerne von der A 44 ab, wurden im Januar 41 Prozent mehr Lkw gezählt als im Dezember 2004. Zeitweise betrug die Steigerung 56 Prozent; in Paderborn soll sie 150 Prozent betragen haben. Dass von diesen Lastzügen, die nach der B 1 die West-Ost-Richtung über die B 64 nach Niedersachsen nutzen, auch der Kreis Höxter etwas mitbekommt, liegt auf der Hand.

Artikel vom 11.03.2005