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Zeuge der
Lüge überführt

Prozess gegen Michael Jackson

Santa Maria (dpa). Der jüngere Bruder des angeblichen Opfers im Missbrauchprozess gegen Michael Jackson hat im Kreuzverhör zugegeben, gelogen zu haben.
Fühlt sich gut: Michael Jackson.

In einer teilweise scharfen Befragung durch Jackson-Verteidiger Thomas Mesereau räumte der 14-Jährige ein, in einem früheren Gerichtsverfahren unter Eid falsche Angaben gemacht zu haben. Mesereau wies den Jungen auch auf Unstimmigkeiten in seinen Aussagen über die angebliche Belästigung durch Jackson hin, die der jüngere Bruder beobachtet haben will. »Ich kann mich nicht genau erinnern, was ich früher gesagt habe«, so der Teenager im Zeugenstand.
Im Kreuzverhör bemühte sich Mesereau, die Glaubwürdigkeit des vermutlich einzigen Augenzeugen der angeblichen sexuellen Belästigung in Zweifel zu ziehen. Bereits in seinem Eröffnungsplädoyer hatte der Anwalt die Familie des Jungen als Lügner dargestellt, die Anschuldigungen erfinde, um so von Jackson Geld fordern zu können.
Im Jahr 2000 hatte die Familie in einem Streit um angeblichen Ladendiebstahl ein Warenhaus auf Schadenersatz verklagt. Der Junge räumte ein, dass er damals unter Eid die Falschaussage machte, nie von seinem Vater geschlagen worden zu sein. Warum er vor Gericht gelogen habe, wollte Mesereau von dem Jungen wissen. Er erinnere sich nicht daran. Das liege nun fünf Jahre zurück, entschuldigte sich der Teenager.
Mesereau legte dem Jungen auch eine Sex-Zeitschrift vor, die Jackson den Brüdern nach Aussage des 14-Jährigen im Frühjahr 2003 gezeigt haben soll. Das Magazin war aber erst vier Monate nach dem letzten Aufenthalt der Jungen auf Jacksons Neverland Ranch im Handel erschienen. Der Junge erklärte daraufhin, dass der Sänger ihnen »diese Art von Zeitschriften« gezeigt habe.
Im Kreuzverhör sagte der Teenager, dass beim Betreten von Jacksons Schlafzimmerflur wie üblich ein Alarm angegangen sei. Dies sei auch der Fall gewesen, als er Jackson und seinen Bruder im Bett erkannt habe. Prozessbeobachter stellten sich prompt die Frage, warum der Sänger von diesem Geräusch nicht aufgeschreckt wurde.
Er fühle sich gut, sagte Jackson beim Verlassen des Gerichtsgebäudes. Seine Sprecherin fügte in einer Stellungnahme hinzu, dass die »verleumderischen« und »anzüglichen« Aussagen des Jungen am Vortag für Jackson »verletzend und peinlich« waren.

Artikel vom 10.03.2005