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Löschfahrzeug für Airbus-Giganten

Firma Schlingmann baut 500 000 Euro teures Sondermodell - In Finkenwerder im Einsatz

Von Achim Köpp
Borgholzhausen/Dissen (WB). »Feuer in einem Triebwerk« heißt die Meldung des Piloten einer Frachtmaschine aus Toulouse, die sich dem Flugfeld der deutschen Airbus GmbH in Hamburg-Finkenwerder nähert. Höchste Alarmstufe für die Werkfeuerwehr des Flugzeug-Herstellers. Wenn dieser Ernstfall eintritt, dann steht von heute an auch ein Spezialfahrzeug der Dissener Firma Schlingmann an der Landebahn.

Das Traditionsunternehmen in Borgholzhausens Nachbarstadt hat diesen Prototyp, ein dreiachsiges »Flugfeld-Löschfahrzeug« mit auffälligen Wasserwerfern vor dem Führerhaus und auf dem Dach, entwickelt. Das schwere Feuerwehr-Fahrzeug mit der Typenbezeichnung FLF 60/100/10 steht also künftig auch bereit, wenn der spektakuläre Airbus-Typ A-380 dort startet oder landet.
Zur Geschichte der Firma Schlingmann: 1880 vom Urgroßvater des heutigen Geschäftsführenden Gesellschafters Heinz Schlingmann gegründet, war es damals eine Stellmacherei, in der zunächst Kutschen aus Holz, dann ab 1926 kleinere Lieferwagen hergestellt wurden. Der erste ging an das örtliche Margarinewerk Homann. 1939, zu Beginn des Zweiten Weltkrieges, lieferte Schlingmann das erste Feuerwehrfahrzeug an die Dissener Wehr.
Damit begann ein Prozess, der im Jahr 1976 durch den Großbrand in der Lüneburger Heide und auch durch die Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten 1989 große Auswirkungen auf das Unternehmen mit sich brachte. Heute, im 125. Jahr des Bestehens, ist Schlingmann mit 150 Mitarbeitern der zweitgrößte Hersteller von Löschfahrzeugen in Deutschland. 200 dieser roten Fahrzeuge mit exzellenter Qualität werden pro Jahr ausgeliefert.
Diese Qualität kannte wahrscheinlich auch der Chef der Airbus-Werkfeuerwehr. Er ist in seiner Freizeit in einer benachbarten Freiwilligen Feuerwehr ehrenamtlich im Einsatz und hat mit Fahrzeugen aus Dissen gute Erfahrungen gesammelt. Als Airbus wegen des A 380-Baus seine Start- und Landebahn in Finkenwerder verlängern musste, ging damit gleichzeitig eine gesetzlich verordnete Aufstockung der Löschfahrzeuge einher. Ein weiteres »Flugfeld-Löschfahrzeug« musste angeschafft werden - eine Investition von rund 500 000 Euro.
Die Firma Schlingmann nahm mit zwei anderen namhaften deutschen Herstellern an der Ausschreibung teil. Die Dissener bekamen den Zuschlag. »Für uns«, erinnern sich Heinz Schlingmann, Verkaufsleiter Uwe Henning und Konstrukteur Christian Graw, »war das natürlich etwas Besonderes, denn ein solch großes Fahrzeug hatten wir noch nie gebaut. Wir wussten jedoch, dass wir auch das können.«
Das 30 Tonnen schwere Fahrzeug steht nun in Hamburg-Finkenwerder. Es wird Anfang Juni aber noch einmal in Niedersachsen zu besichtigen sein - bei der weltweit größten Fachmesse für Brandschutztechnik in Hannover. Dann, so hofft man im Hause Schlingmann, sollen weitere Aufträge von anderen Regionalflughäfen, wie beispielsweise Münster/Osnabrück, Paderborn oder auch aus dem Ausland, die Auftragsbücher des Unternehmens in Piums Nachbarstadt füllen.

Artikel vom 10.03.2005