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Im Widerstand - keine gute Zeit für die Liebe

Lesung über die Beziehung zwischen Dietrich Bonhoeffer und Maria Wedemeyer

Renate Wind eröffnete mit ihrer Lesung im Paul-Gerhardt-Haus die Reihe zum 60. Todestag von Dietrich Bonhoeffer.

Von Felizitas Körner (Text und Foto)
Altgemeinde Espelkamp (WB). Die Beziehung zwischen Dietrich Bonhoeffer und Maria von Wedemeyer - eine innige Beziehung, trotzdem die beiden Verlobten keinen einzigen Moment als Paar alleine zusammen verbrachten. Organisiert von der evangelischen Kirchengemeinde Rahden, in Zusammenarbeit mit der evangelischen Erwachsenenbildung im Kirchenkreisverband Herford, Lübbecke, Minden und Vlotho und mit Unterstützung der Sparkasse Minden-Lübbecke, begann am Montag die Veranstaltungsreihe zum 60. Todestag von Dietrich Bonhoeffer im Paul-Gerhardt-Haus in Alt-Espelkamp.
Prof. Dr. Renate Wind, eine ausgezeichnete Kennerin Dietrich Bonhoeffers, leitete diese mit einem Vortrag unter dem Motto »Wer leistet sich heute noch eine wirkliche Sehnsucht - Maria von Wedemeyer und Dietrich Bonhoeffer« ein. Die beiderseitige, ganz besondere Liebe zwischen dem Theologen und der jungen Maria wurde anschaulich und anrührend dargestellt: Kein naives junges Mädchen, sondern eine durchaus selbstbewusste Frau, war Maria von Wedemeyer ein durchaus gleichwertiges Gegenüber für Dietrich Bonhoeffer.
Die Verlobungszeit, eine Zeit, die eigentlich ausgefüllt sein sollte mit Tändeleien und süßen Worten, verbringt der Widerständler in Haft und kann nur über Briefe (selten ist ein überwachter Besuch erlaubt), mit seiner Maria kommunizieren.
Von seinem Tod erfährt sie zuerst nichts, erst drei Monate später erreicht sie die schreckliche Nachricht. Eine quasi unerfüllte Leidenschaft, doch von so tiefen, ehrlichen Gefühlen geprägt, das war die Beziehung zwischen Maria von Wedemeyer und Dietrich Bonhoeffer.
Der Tod des Widerständlers Dietrich Bonhoeffer war ein Schlag gegen die Menschlichkeit, denn mit ihm sind seine Güte, seine Courage, seine Hilfsbereitschaft und sein Mut machender Charakter gestorben. Auf der anderen Seite trug gerade dieser schreckliche Tod seine Botschaften in viele Länder, so dass sein Geist weiter bestand und besteht und seine Courage, seine Denkweise noch heute von vielen Menschen gewürdigt wird.
Sein Briefwechsel als liebender Mann ist das Dokument einer wirklichen Sehnsucht und zeigt ein eindrucksvolles Bild aus der Zeit des deutschen Widerstandes gegen das NS-Regime im Zweiten Weltkrieg. Erst nach ihrem Tod erlaubte Maria, die zwar noch zweimal geheiratet hat, Dietrich Bonhoeffer aber ihr ganzes Leben lang im Herzen getragen hat, die Veröffentlichung der Korrespondenz zwischen den Verlobten.

Artikel vom 09.03.2005