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Telekom verspricht
»Kulturrevolution«

T-Com wird radikal umgebaut - mehr Kundennähe

Bonn (AP). Bei der Telekom-Festnetztochter T-Com stehen radikale Veränderungen an. Der neu für den Bereich zuständige Telekom-Vorstand Walter Raizner kündigte gestern in Bonn eine »Kulturrevolution« an. Ziel sei mehr Kundenorientierung und Qualität.

Die Telekom sei »nicht unbedingt dafür bekannt, besonders kundenfreundlich oder service- und qualitätsorientiert zu sein«, sagte der ehemalige Deutschlandchef des Computerriesen IBM. Die Angebote des Konzerns würden außerdem als zu teuer angesehen. Das soll sich grundlegend ändern.
»Niemand kann im Wettbewerb vorne sein, wenn er nicht bereit ist, über sich hinauswachsen zu wollen«, sagte Raizner. »Ich habe den Top-Führungskräften bereits gesagt: Wer dieses Tempo nicht mitgehen kann oder nicht mitgehen will, der kann in dieser Liga nicht mitspielen.«
Erste Schritte habe die T-Com, zu der künftig nach der geplanten Rückführung in den Konzern auch die bisher selbstständige Internet-Tochter T-Online gehört, bereits getan, erklärte der Vorstand. Dazu gehöre das neue Preismodell für Orts- und Ferngespräche. Bereits 400000 Kunden hätten sich etwa zweieinhalb Wochen nach Einführung bereits für einen der neuen Tarife entschieden. In Kürze werde der Konzern ein attraktives Bündelangebot von Mobilfunk und Festnetz vorlegen.
250 Millionen Euro will T-Com nach den Worten von Raizner in diesem Jahr in technische Innovationen stecken. Dazu gehört der Ausbau des Breitbandangebots. Die Kundenzahl soll bis 2007 von jetzt rund sechs Millionen auf zehn Millionen steigen. Unter anderem wolle die T-Com als erster Anbieter in Deutschland die neue Funktechnik WiMax einführen - drahtlose Internetanschlüsse mit Geschwindigkeiten »im unteren DSL-Bereich«, also bei etwa 1000 Kilobit pro Sekunde statt bisher maximal 56 Kilobit pro Sekunde per WLan. Testläufe sollen Mitte des Jahres in Siegburg und Rheinbach starten. Außerdem will T-Com noch in diesem Jahr eine noch nicht benannte Großstadt mit DSL-Anschlüssen von 25000 Kilobit pro Sekunde ausstatten. Bisher ist das schnellste Angebot 3000 Kilobit pro Sekunde. Von Sommer an sollen allgemein 6000 Kilobit verfügbar sein.
Viele Kunden erlebten die Telekom bisher als »unflexibel und schwerfällig«, räumte Raizner ein. »Das werden wir ändern.« Als erster Schritt soll die Produktpalette im Privatkundenbereich von über 300 auf weniger als 100 Angebote reduziert werden. Die T-Com wolle künftig nur noch anbieten, was die Kunden auch wirklich nutzten. Die Servicequalität - Bereitstellung und Entstörung von Anschlüssen, Fragen bei Rechnungen - soll deutlich steigen. Der Konzern wolle künftig »möglichst stundengenaue Termine« vereinbaren und Anschlüsse in spätestens zwei Arbeitstagen freischalten. Die Umsetzung dieser Ziele werde noch etwas dauern, aber: »Wir sind aktiv dabei, uns grundlegend zu ändern«, sagte Raizner. Noch gebe es »zu viel Verwaltung« bei der Telekom. Das mache sie schwerfällig und behindere Eigeninitiative. Derzeit arbeiteten 7000 Menschen in der Telekom-Zentrale, verteilt auf 175 Standorte. S.4: Kommentar

Artikel vom 08.03.2005