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NABU Rödinghausen baut
Nisthilfen für Wildbienen

Interessante Idee auch für Mitglieder des Imkervereins Bieren

Rödinghausen (BZ). Nistkästen für Vögel baut der Naturschutzbund (NABU) in Rödinghausen schon seit vielen Jahren. Jetzt wollten sich die Mitglieder an etwas ganz besonderes wagen: Nisthilfe für Wildbienen. Auch die Mitglieder des Imkervereins Bieren fanden diese Idee interessant und boten ihre Mithilfe an.

So kam es zu einem gemeinsamen Treffen in den Werkräumen der Gesamtschule Rödinghausen. Der Abend begann mit einem Diavortrag von Friedhelm Diebrok, Vorsitzender des NABU Rödinghausen. Er erzählte von den Gemeinsamkeiten der Honig- und der Wildbienen. Beide haben sich auf Blütenstaub und Nektar als Nahrung spezialisiert. Während ihrer Sammeltätigkeit bestäuben sie die Blütenpflanzen und sorgen so für deren Samen und Fruchtbildung. Somit sichern die Bienen die Nahrungsgrundlage vieler Tiere und auch des Menschen.
Viele Wildkräuter sind jedoch auf die Bestäubung durch bestimmte Wildbienenarten angewiesen. Fehlt die Bestäubung, haben die Pflanzen keine Fortpflanzungsmöglichkeit mehr und würden aus unserer Umwelt verschwinden. Mit ihnen viele andere Tiere, die ebenfalls auf bestimmte Pflanzen angewiesen sind. So bilden Bienen das Rückgrat vieler Lebensgemeinschaften und besitzen für unser Ökosystem eine entscheidende Schlüsselfunktion.
Im Gegensatz zu den Honigbienen leben die meisten der 500 in Mitteleuropa vorkommenden Wildbienenarten alleine und bilden keinen Staat. Sie können auch nicht stechen und sind so für den Menschen völlig harmlos. Da Wildbienen in allen Lebensbereichen vorkommen, leben sie auch an unseren Häusern und in unseren Gärten und lassen sich an künstlichen Nisthilfen gut beobachten.
Die Weibchen haben eine interessante Brutfürsorge entwickelt. Sie bauen im inneren von Staudenstängeln, Bohrlöchern von Holzkäfern oder verlassenen Schneckenhäusern ihre Brutkammern. In die Brutzelle wird ein Pollenvorrat eingetragen, darauf ein Ei gelegt und daraus schlüpft nach wenigen Tagen eine Larve. Die frisst zwei bis vier Wochen von dem Pollenvorrat, dann spinnt sie sich in einen Kokon ein und in diesem findet die Verwandlung zur fertigen Biene statt. Jetzt im März beginnen die ersten Solitärbienen auszufliegen, um wieder neue Nester anzulegen.
Was den Wildbienen oft fehlt, sind geeignete Nistplätze und ein reichhaltiges Blütenangebot von Frühjahr bis zum Herbst. Deshalb empfiehlt der NABU, Gärten wieder naturnah zu gestalten und statt immergrünen Nadelgehölzen mehr blühende Laubgehölze und Stauden zu pflanzen.
Um Hilfe für Wildbienen in die Tat umzusetzen, hatte NABU-Mitglied Andreas Hemminghaus Holzteile zugeschnitten, so dass jeder Teilnehmer eine Nisthilfe bauen konnte. Es wurde gehämmert, gebohrt und geschraubt mit dem Erfolg, am Ende einen ganz besonderen Bienennistkasten in den Händen zu halten. Die Nisthilfe hat verschiedene Fächer, die mit Pflanzenstängeln, Ton und einem Buchenholzklotz gefüllt sind. Das Besondere an der Nisthilfe ist eine Holzleiste mit fünf Glasröhrchen, in denen die Entwicklung der Wildbienenbrut beobachtet werden kann.
Jetzt warten alle Bauherren auf wärmere Tage, damit nicht nur die Honigbienen, sondern auch die solitärlebende Verwandtschaft, die Wildbienen, ausfliegen.

Artikel vom 09.03.2005