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Park-Regelung eine »Falle für
Ortsfremde«

Besucher vermisst Hinweisschilder

Von Stefanie Hennigs
Versmold (WB). Über ein Fünf-Euro-Knöllchen freut sich wohl niemand. Auch Klaus J. Ruthe nicht. Was den Gütersloher besonders ärgert, ist jedoch nicht der Geldbetrag. Er findet, dass die Stadt eine »Falle für Ortsfremde« aufgebaut hat.

Versmold, Wiesenstraße, am Nachmittag des 27. Januar. Ruthe hat seinen Mercedes an der Straße geparkt. Allerdings ohne Parkscheibe, wie es an den Einfahrten in den verkehrsberuhigten Bereich ausgeschildert ist. Ruthe geht ins Altstadthotel, wo er nach einer Beerdigung zum Kaffee eingeladen ist. Als er zu seinem Auto zurückkehrt, findet er eine Ankündigung der Stadt vor, in Kürze eine gebührenpflichtige Verwarnung zu erhalten, weil er seinen Wagen ohne Parkscheibe abgestellt hat.
Ruthe wendet sich schriftlich an Bürgermeister Thorsten Klute. Er argumentiert: »Natürlich hätte ich meine Parkscheibe benutzt, wenn irgendwie ersichtlich gewesen wäre, dass dort selbige benutzt werden soll. Auch meinen Mitfahrern ist dies nicht aufgefallen.« Die Stadt solle einmal darüber nachdenken, so Ruthes Kritik, wie ersichtlich die Parkscheibenregelung für Ortsfremde ist, die sich in dem Gewirr von kleinen Straßen und Fußgängerzone nur schwer zurechtfinden. Ortsfremde wollten in den Geschäften der Stadt einkaufen, das Hotel besuchen -Êalso Dinge tun, die Bürgern und Geschäftsleuten Versmolds zugute kommen. Er bezweifelt, dass diese noch freundlich auf Versmold zu sprechen seien, wenn sie »dort guten Gewissens parken und anschließend zur Kasse gebeten werden«. Er selber habe sich die Mühe gemacht und das entsprechende Schild am Eingang des Labyrinths gesucht - »und schließlich sogar irgendwo gefunden. Das war wirklich gut versteckt. Ist das der Sinn einer verkehrsgestaltenden Innenstadtregelung?«
In ihrer Antwort beruft sich die Stadt darauf, dass Verkehrszeichen im Einfahrtsbereich der Zone »deutlich sichtbar« die Regelung darstellen. »Die Ausschilderung des Zonenhalteverbots wurde nach der bundesweit gültigen Straßenverkehrsordnung durchgeführt.« In der Zone selbst ist keine zusätzliche Beschilderung vorgesehen -Êunter anderem um den berühmten »Schilderwald« zu vermeiden.
Ein Gesprächsangebot des Bürgermeisters lehnt Ruthe ab. Er hofft vielmehr, mit seiner Argumentation einen Denkanstoß gegeben zu haben, ob das Vorgehen der Stadt bürgerfreundlich ist oder nicht.
Dass die Parkscheibenregelung nicht unbedingt ohne Tücke ist, wissen auch die Geschäftsleute: Der Einkaufsmarkt Hogreve erinnert seine Kunden beispielsweise mit gut sichtbaren Schildern im Eingangsbereich daran, nicht die Parkscheibe zu vergessen. »Die Parkraumbewirtschaftung macht Sinn, um Dauerparken zu vermeiden«, sagt Kristian Kühling, zweiter Vorsitzender der »Interessengemeinschaft Einkaufsstadt Versmold« (IGEV). Ein Schilderwald wäre sicher nicht gut für ein schönes Stadtbild. Trotzdem lässt die IGEV ihre Kunden nicht im Regen stehen: In den Geschäften gibt's Parkscheiben kostenlos.

Artikel vom 09.03.2005