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Dokumente regen zum Nachdenken an

Ausstellung im Gymnasium beschäftigt sich mit der Geschichte der Juden in Polen

Von Felizitas Körner
Rahden (WB). Die Juden, so zeigt es die Geschichte, waren eine nie akzeptierte Minderheit. Im Laufe der Jahrhunderte wurden sie immer wieder mit antisemitischen Ausschreitungen, Diskriminierungen und Verfolgungen konfrontiert. Mit einer Ausstellung »Juden in Polen« im Gymnasium Rahden soll auf diese Problematik besonders hingewiesen werden.

Initiiert vom Polnisch-Deutschen Zentrum, war sie bereits in zahlreichen polnischen Städten zu sehen. Die deutsche Version stellte das Internationale Bildungs-und Begegnungswerk (IBB) in Dortmund zur Verfügung. Das Hauptaugenmerk wird dabei auf Polen gerichtet. Von den einstmals etwa 3,5 Millionen Juden leben heute nur noch 12 000 dort. Um dies zu verstehen, denn nicht nur der Holocaust ist ein zentraler Punkt dieser Entwicklung, muss man die Wurzeln der jüdisch-polnischen Geschichte bis ins frühe Mittelalter verfolgen. Nicht nur die Geschichte soll verstanden werden, auch das Verstehen der Völker untereinander ist ein Ziel, welches sich die Mitarbeiter des IBB gesetzt haben.
Dr. Martin Barten, Phillip Matern, Juliane Limpricht und Julian Meyer-Wilmes, Schüler des Leistungskurses Geschichte, betreuten die Ausstellung und informierten dazu. Die aufwendig gestalteten Stellwände dokumentierten die Geschichte der Juden von ihren Anfängen im elften bis zwölften Jahrhundert, bis hin zu dem grausamen Ende der meisten Familien durch den Nationalsozialismus und geht abschließend kritisch auf die Entwicklungen im Umgang mit der schwierigen Vergangenheit ein.
Schon früh, als die Juden sich aus wirtschaftlichen Interessen in Polen niederließen, begannen die Diskriminierungen. »Doch trotz allem konnte sich Polen zu einem der wichtigsten Zentren der jüdischen Kultur entwickeln«, so Phillip Matern.
Ausführlich wird auch die Bildung einzelner jüdischer Gemeinden beschrieben, ihre Privilegien und Nachteile und die Beteiligung jüdischer Polen bei dem Kampf um die Unabhängigkeit des Landes. Eines der Hauptthemen ist der Holocaust. Auf ergreifende Weise durch Bilder dokumentiert, kann man den unmenschlichen Entwicklungen folgen. Die Schüler der 13. Jahrgangsstufe mit den Leistungskursen Geschichte und Deutsch haben sich auch über den Unterricht hinaus mit der Geschichte der Juden beschäftigt. Initiiert von Dr. Martin Barten und Renate Heeren ging die obligatorische Studienfahrt Ende des zwölften Schuljahres nach Polen, wo nicht nur ein Besuch in Auschwitz, sondern auch die Begegnung mit polnischen Schülern auf dem Programm stand.
So konnten die Jugendlichen Geschichte vor Ort erleben und mit Angehörigen des »fremden« Landes darüber diskutieren, eine Erfahrung, die sicherlich sehr viel mehr Verständnis und auch Nähe zu den Geschehnissen vermittelte, als es irgendein Schulbuch könnte.
Trotz all des Wissens der Schüler über den Nationalsozialismus zeigten sie sich schockiert von dem Grauen, das die Ausstellung zeigte. »Ich finde es entsetzlich«, so Juliane Limpricht, »dass die Juden auf brutalste Art und Weise umgebracht wurden.« Julian Meyer Wilmes fügte hinzu: »Ich kann es nicht verstehen.« Diese Empörung und Ratlosigkeit ist erwünscht. Wenn die Taten des dritten Reiches einen Menschen nicht mehr bewegen, dann sei es möglich, dass so etwas wieder geschehe.
Wie wichtig die Prävention gegen einen solchen Völkermord ist, zeigen die Ausschreitungen der Neonazis in den vergangenen Jahren. Auch mit diesem gewichtigen Thema beschäftigt sich die Ausstellung und regt an, sich Gedanken zu machen, was man selber tun kann, um aktiv Antisemitismus in Deutschland zu verhindern. So ist jeder, der Interesse hat, dazu aufgerufen, doch einfach mal im Gymnasium Rahden vorbeizuschauen. Zugänglich ist die Ausstellung jeweils von montags bis freitags von 8 bis 16 Uhr. Interessierte Besucher sollten sich an das Sekretariat wenden.

Artikel vom 08.03.2005