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Mit Gaumen und Verstand genießen

14 Kinder erleben einen lustvollen Nachmittag jenseits von Fast Food

Verl (köh). Eine schön gedeckte Tafel mit Blumen, Kerzen und klassischer Musik zum Drei-Gänge-Menü - und alles selbst gemacht: 14 Mädchen und Jungen haben im Droste-Haus mit allen Sinnen jenseits von Fast Food Esskultur erlebtÊ- und das auch noch auf ganz gesunde Weise.

Das gemeinsame Essen war Höhepunkt und Abschluss eines spannenden, lehrreichen und vergnüglichen Nachmittags, den Anette Adolph-Melzian und Angelika Heuer aus Kaunitz im Rahmen ihres weiterbildenden Studiums der Fakultät Pädagogik an der Universität Bielefeld organisiert hatten.
Die Kinder sollen auf lustvolle und spielerische Weise für Nahrungsmittel sensibilisiert werden, um gesundheitliche Probleme gar nicht erst entstehen zu lassen. »Jeder fünfte Erstklässler wiegt zu viel. 30 Prozent der Teenager sind zu dick. Eine fatale Entwicklung«, meint Anette Adolph-Melzian. »Gesundheitsforscher warnen vor dieser fatalen Entwicklung«, erklärt sie. Die Ursache seien zu viel Süßigkeiten, zu fettes Essen, unregelmäßige Essgewohnheiten und zu viel Fast Food.
Die Einsicht in diese Problematik erarbeiteten sich die Kinder nach einem kurzen Vortrag von Anette Adolph-Melzian und Angelika Heuer mit einer anschaulichen Nahrungspyramide selber, testeten ihre Sinne bei Schmeck-, Tast- und Riechtests. Keine Spur von grauer Theorie, auch beim Lernen war Kreativität gefragt. Mit verbundenen Augen Brot oder Äpfel zu schmecken, das war noch einfach. Bei Kohlrabi mussten die meisten Kinder dann aber passen. Ähnliche Erfahrungen machten die Mädchen und Jungen, als sie ihre Nasen über diverse Lebensmittelproben - in Bechern verborgene - hielten: Der Geruch von Zwiebeln war unverkennbar. Aber Sellerie? Das war echt schwierig.
Nach der lehrreichen Stunde ließen sie bei der zu einem Obstspiel umfunktionierten »Reise nach Jerusalem« erstmal ihrem Bewegungsdrang freien Lauf, bevor es zum Höhepunkt des Nachmittags ging: das Kochen.
Mit schneeweißen Schürzen und Mützen stürmten sie die große Küche des Droste-Hauses und griffen zu Messern und Töpfen, putzten Möhren, zerkleinerten Paprika und Zucchini und legten schon mal die Pasta bereit. Spaghetti mit Gemüsebolognese stand auf der Speisekarte. Als Vorspeise ein Rohkostteller mit Kräuterfrischdip und als Abschluss und Krönung ein Obstsalat auf Vanillejoghurt. Und als sie schließlich an der großen Tafel Platz nahmen und klassische Musik den Raum erfüllte, durften sie noch genießen, wie in einem Restaurant bedient zu werden: Anette Adolph-Melzian und Angelika Heuer verwöhnten ihre Schüler und taten es gerne. »Das gehört einfach dazu«, meint Angelika Heuer und bedauert: »Heutzutage geht Esskultur und auch das gemeinsame Essen in den Familien immer mehr verloren.« Welche Folgen das hat, zeigten Studien: »Kinder, die regelmäßig mit ihrer Familie essen, nehmen wesentlich gesündere, vielfältigere und vitaminreichere Kost zu sich«, erklärt Angelika Heuer. Das schütze die Kinder davor, später Übergewicht zu bekommen.

Artikel vom 08.03.2005