08.03.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Erfolgreich in
allen Sätteln

»Lob der Provinz« zum Thema Pferd

Von Ulrike Florschütz
(Text und Fotos)
Altenbeken (WV). Ausgefallene Bühnendekoration in der Eggelandhalle: Ein kleines Schaukelpferd, Strohballen, Sättel, Zaumzeug und zwei Sprünge. Beim »Lob der Provinz« in Altenbeken spielte das Thema »Pferd« eine große Rolle.

Das »Tiffany-Ensemble« beeindruckte am Samstagabend in der zweiten Veranstaltung im Rahmen des Atenbekener Comedy-Festivals fast ausschließlich mit »Reiterstücken«, und nicht nur die Filmmusik von »Winnetou« wurde von Violine, Bass und Cello direkt unter die Haut des Zuhörers gezaubert.
Einziger Wermutstropfen bei der vom KulturBüro-OWL und WDR 5 in der Eggelandhalle veranstalteten Show: Der im Vorfeld angekündigte Dressurreiter und Olympiasieger Hubertus Schmidt trat nicht auf. Dafür stellte sich Heinrich Fornefeld, erfolgreicher Turnierreiter und Reitlehrer, dem Interview mit dem Paderborner Kabarettisten Erwin Grosche, dessen Pferde-»Fachfragen« (»Ist das schön, auf einem Sattel zu sitzen?«) in ihrer Banalität zwar komisch, aber so unqualifiziert waren, dass der Reitprofi aus Buke kurzerhand nach einem Telefonjoker verlangte.
Bekanntester Star des Abends war aber eindeutig die TV-Comedy-Lady Gaby Köster, die zwar mit Pferden nicht viel am Hut hat, dafür aber lautstark nach einem »echten Kerl« ruft, der durchaus streng riechen dürfe, dafür aber in der Lage sein müsse, sich die Bierflasche mit dem Augenlid zu öffnen. Aber damit nicht genug: Nach der Pause trinkt sich die Powerfrau aus Köln hervorragend geschauspielert ins Delirium und findet sich vor ihrem Schöpfer wieder. Selbst hier kann sie ihr schnodderiges Mundwerk nicht im Zaum halten, und ihre lallenden Vorwürfe sind so absurd, dass sich in die lachenden Gesichter der Zuhörer so manche Träne mischt.
Etwas leiser, aber nicht minder boshaft stellte sich in dunklem Anzug das Nachwuchstalent Hagen Rether vor. Der Essener Pianist räumte zuletzt sämtliche Kabarettpreise ab. Wenn er auftritt, gehen Politiker aller Parteien in Deckung, und auch der bis an die Zähne bewaffnete US-Präsident entging den saftigen Verbalattacken mit sanfter Klavierbegleitung nicht.
Ebenfalls aus Essen stammend ist der Wortkünstler Jochen Malmsheimer, der den launigen Abend nicht nur professionell moderierte, sondern auch selbst einen Teil der Show bestritt. Seine in hastigen Worten vorgetragene Selbstverstümmelung bei der Morgentoilette, die in Job- und Ehefrauverlust ihren Fortgang fand, kam beim Publikum, der »Altenbekener Kulturelite«, gut an. Alle Künstler wurden nicht nur begeistert beklatscht, sondern erfuhren auch eine persönliche »Huldigung« durch den »Provinzchor«, das Trio, das unwiderruflich zu jedem »Provinzlob« dazu gehört.

Artikel vom 08.03.2005