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Landhaus Uffmann steht vor dem Aus

Insolvenz angemeldet - Inhaber der Traditionsgaststätte sehen keine andere Lösung

Von Katrin Niehaus
Borgholzhausen (WB). Das Landhaus Uffmann hat Insolvenz angemeldet - der Geschäftsbetrieb wird zunächst fortgesetzt. Gestern Vormittag ist der Eigenantrag der Familie Hunger im Amtsgericht Bielefeld eingegangen. Jochen Schnake wurde zum vorläufigen Insolvenzverwalter der Traditionsgaststätte an der Meller Straße 27 bestellt. Der Rechtsanwalt aus Werther nahm seine Arbeit umgehend auf.

»Der Betrieb läuft erst einmal weiter. Kein Gast wird vor verschlossenen Türen stehen«, betonte der Insolvenzverwalter. Er habe bereits ein kurzes Gespräch mit den Inhabern geführt, müsse sich jetzt jedoch erst einmal einen Überblick verschaffen und die wirtschaftlichen Verhältnisse prüfen. Wenn das geschehen sei, so Jochen Schnake, werde er eine Entscheidung fällen.
Für die Familie Hunger war es ein schwerer Schritt - schließlich ist das Hotel-Restaurant seit 56 Jahren in ihrem Besitz. »Wir haben jahrelang von der Substanz gelebt und alles versucht, um unseren Betrieb zu retten. Eine andere Lösung, als Insolvenz anzumelden, haben wir leider nicht gefunden. Diesen Entschluss haben wir gemeinsam gefasst«, sagte Adolf Hunger junior auf Anfrage des WESTFALEN-BLATTes.
Der 35-Jährige war 1998 mit in den Familienbetrieb eingestiegen und ist seitdem mit seinem Vater Adolf Hunger (67) zu gleichen Teilen Gesellschafter. Da es sich um eine OHG handele, so der Junior, werde die Familie auch eine Privatinsolvenz nicht vermeiden können.
Das Landhaus Uffmann, das seine Pforten im Jahre 1949 in Winkelshütten geöffnet hatte, beschäftigt derzeit vier Vollzeitkräfte, zwei Teilzeitkräfte und zwei Auszubildende. Das Hotel-Restaurant wurde zwischen 1963 und 1978 nach und nach umgebaut. Heute verfügt es über 34 Zimmer mit 65 Betten, 80 Sitzplätze im Restaurant, eine Bierstube, einen Saal mit 120 Plätzen, mehrere Tagungsräume und einen großen Biergarten.
»Die schlechte wirtschaftliche Lage hat unserem Haus große Probleme bereitet. Wir haben in den vergangenen fünf Jahren unter anderem immer wieder versucht, einen Käufer zu finden, aber das ist uns nicht gelungen«, erklärte Adolf Hunger junior. Es gebe gerade in der Gastronomie derzeit viele Leerstände. Potentielle Käufer hätten es besonders schwer, von Banken Geld für die Investition in ein solches Unternehmen zu bekommen.
Die Eigentümer des Landhauses Uffmann hatten sich zudem an die Industrie- und Handelskammer gewandt, die einen »Runden Tisch« für Unternehmen in Schieflage anbietet. Dem Landhaus Uffmann wurde daraufhin ein Unternehmensberater zur Seite gestellt, aber auch er fand keinen Weg. Adolf Hunger Junior: »Dann haben wir natürlich auch Gespräche mit unserer Hausbank geführt, die jedoch keine Lösung ergeben haben. Unserer Bank machen wir keinen Vorwurf. Sie hat sich immer stark für uns engagiert, aber auch sie muss wirtschaftlich handeln.«
Wichtig ist dem Juniorchef, dass das Landhaus Uffmann niemanden mit in die Insolvenz nehme. So hoch seien die Außenstände nicht. Der 35-Jährige: »Meinen Eltern und mir war es wichtig, jeden Versuch zu unternehmen, unsere Gaststätte zu retten. Das ist uns nicht gelungen. Wir haben uns der Situation gestellt. Obwohl wir nun Insolvenz anmelden mussten, richten wir den Blick nach vorne. Es geht immer irgendwie weiter.«

Artikel vom 05.03.2005