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Zuwanderung in
den Ballungsräumen

Jürgen Flöthmann referierte in Valdorf

Vlotho-Valdorf (sto). Nach der Untersuchung über die demographische Entwicklung stand die Frage der Zuwanderung als Mittel gegen den Bevölkerungsschwund im Zentrum des zweiten Vortragsabends in der Reihe »Altenrepublik Deutschland«. In Valdorf sprach Dr. Jürgen Flöthmann.

Dr. Flöthmann, seit 20 Jahren mit der Forschung zur Bevölkerungsentwicklung und Migration befasster Volkswirt an der Universität Bielefeld, stellte zunächst mit einem Blick auf die Geschichte fest, dass es immer schon Wanderungsbewegungen gegeben habe. So seien in die entvölkerten Gebiete nach dem Dreißigjährigen Krieg Menschen aus anderen Ländern zugewandert: Die Hugenotten aus Frankreich hätten zum Beispiel im Königreich Preußen Wachstum und auch wirtschaftlichen Fortschritt bewirkt.
Auch in den fünfziger und sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts hätten Arbeitsmigranten, zuerst aus Italien und Spanien, später aus der Türkei, den Bedarf an Arbeitskräften nach den Verlusten des Krieges befriedigt. Erst in den siebziger Jahren sei es zusammen mit der Ölkrise zu einem Anwerbestopp gekommen. Die »Wanderungsgewinne« hätten es ermöglicht, das ab 1970 eintretende Geburtendefizit etwas auszugleichen.
Gleichwohl sei zu bemerken, so Dr. Jürgen Flöthmann, dass in Länder wie die USA weit mehr Menschen einwanderten als etwa in die Bundesrepublik.
Der Referent stellte auch die Ziele der Zuwanderer, die in den vergangenen Jahren verstärkt aus den osteuropäischen Ländern kämen, dar. Die meisten Zuwanderer kämen in die großen städtischen Ballungsräume in Baden Württemberg, den Großraum München und die Städte an Rhein und Ruhr. Deutschland habe sich seit den neunziger Jahren zunehmend als Drehscheibe für die Einwanderung in die westeuropäischen Länder entwickelt, betonte der Experte.
Die Frage, ob die Zuwanderung den Geburtenrückgang ausgleichen könne, bejahte Flöthmann nur mit Einschränkungen. Die Zuwanderung stelle die aufnehmenden Länder auch vor das Problem der Integration ihrer neuen Bürger. Zuwanderung sei zudem abhängig von der wirtschaftlichen Lage, die sich in den Zeiten der Globalisierung oftmals anders entwickle, als dies viele hofften.
Die nächste Veranstaltung in der Reihe »Altenrepublik Deutschland« folgt am 9. März ab 19.30 Uhr im Gemeindehaus Exter. Professor Peter Strohmeier spricht über »Leere Straßen - volle Altenheime?«.

Artikel vom 05.03.2005