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Bewegende Zeiten in Singapur

Bernd Kuhfuß (16) erlebte andere Kultur

Von Ariane Mönikes
Steinheim (WB). Für ein Jahr wechselte Bernd Rouven Kuhfuß (16) die lässige Jeans und Sweatshirts gegen eine adrette Schuluniform, tauschte die deutsche Küche gegen asiatische Kost: der Steinheimer flog als 15-jähriger im Februar des vergangenen Jahres als Austauschschüler ins 12000 Kilometer entfernte Singapur.

»Oft wurde ich darauf angesprochen, warum ich gerade in Singapur ein ganzes Schuljahr verbringen würde. Ich wollte unbedingt eine neue Kultur kennen lernen und mich auch einer ganz neuen Herausforderung stellen, denn die Schulen des Stadtstaates sind für ihr sehr gutes Schulsystem und den hohen Standard bekannt«, betont der junge Schüler des Städtischen Gymnasiums Steinheim im WB-Gespräch. »Doch Heimweh verspürte ich nie - sowohl von der Gastfamilie als auch von den Klassenkameraden wurde ich mehr als herzlich aufgenommen. Ich fühlte mich in der faszinierenden Stadt sofort Zuhause.« Dennoch war das alltägliche Leben in Singapur eine große Umstellung für den Elfklässler. »Jeden morgen klingelte um 5 Uhr der Wecker, denn die Fahrt zur Schule mit Bus und U- Bahn dauerte über eine Stunde«, gewährt Rouven, wie er von seinen Freunden genannt wird, einen Einblick in sein Alltagsleben im fernen Singapur.
Der Unterricht an der Anglo- Chinese School Independent (ACSI), eine christlich private Jungenschule mit 1700 Schülern und 200 Lehrern, begann bereits um 7.25 Uhr mit einer Versammlung, wo alle Schüler gemeinsam die Nationalhymne sangen, danach folgte eine kleine Andacht.
»Auch bei den Schulfächern gab es wesentliche Unterschiede zum deutschen Schulsystem: so stand neben Grundmathematik auch Höhere Mathematik auf dem Stundenplan, der gesamte Unterricht fand auf Englisch statt, obwohl die Nationalsprachen in Singapur Chinesisch, Englisch und Malayisch sind«.
Er konnte mit allen Problemen und Fragen zu den Lehrern kommen, es wurde intensiv auf die Themen des Unterrichts eingegangen und sehr viel gefördert. Generell wurde viel Wert auf Disziplin im Unterricht gelegt. »Die Schule und die immensen Hausaufgaben bestimmten in Singapur den gesamten Tagesablauf, nicht selten saß ich bis 22 Uhr am Schreibtisch, auch drei Klausuren an einem Tag waren nicht unüblich«, erinnert sich Bernd Rouven.
»Ohne einen starken Willen und genügend Kampfgeist wäre das Schulleben so gut wie gar nicht zu meistern, man muss sich wirklich auf den Hosenboden setzen und den Unterricht auch umfangreich vor- und nachbereiten«. Dennoch kam an den Wochenenden die Freizeit nicht zu kurz.
Mit vielen neuen Freunden ging der Jugendliche gerne in Kinos, die auch nachts geöffnet waren, probierte sich durch die scharfen asiatischen Gerichte, entdeckte seine Vorliebe fürs Bowling und selbst die großen Diskotheken standen auf dem Programm. »Singapur hat ein so fantastisches Freizeitangebot, da fällt es nicht schwer, die richtige Auswahl zu treffen. Auch die tropischen Temperaturen machten es möglichst, nachts mit dem Fahrrad am Strand die Runden zu drehen.« Eine Reise mit seiner Gastfamilie ins benachbarte Japan unternahm er in den Schulferien, ein Praktikum in einer renommierten Werbeagentur hinterließ bei dem Steinheimer ebenfalls viele Impressionen. Missen möchte er die Eindrücke auf gar keinen Fall -Êer habe viele Erfahrungen gesammelt, eine ganz andere Kultur erlebt.
»Jederzeit würde ich wieder in den Flieger nach Singapur steigen. Der Stadtstaat mit seinen vier Millionen Einwohnern hat mich sehr geprägt und die Herzlichkeit der Menschen fasziniert!«

Artikel vom 05.03.2005