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Abnutzung bewirkt oft starke Beschwerden

Gesundheitsserie - 4. Folge: Rückenschmerzen - Fragen an den Orthopäden Dr. Agua

Rahden (WB). »Gesundheit« ist eine der häufigsten Antworten auf die Frage »Was wünschen Sie sich?« Dieses Thema bewegt die Bevölkerung und deshalb wird die RAHDENER ZEITUNG mit heimischen Ärzten über Krankheiten berichten. In der vierten Folge geht es noch einmal um Rückenschmerzen. Dazu befragte WB-Redakteurin Elke Bösch den Rahdener Orthopäden Dr. Oilid Mrad Agua

Herr Dr. Agua: Auch in der heutigen Folge geht es noch einmal um Rückenschmerzen. Welche weiteren Ursachen dafür gibt es?Dr. Agua: Weitere Gründe sind segmentale Instabilität, ausgedehnte degenerative Veränderungen an mehreren Segmenten besonders bei Älteren, sowie Sonderformen der rheumatischen Erkrankungen (Bechterew'sche Erkrankungen), die zu starker Verkrümmung der Wirbelsäule führt oder durch Tumore und traumatische Wirbelfrakturen.
Was versteht man unter Segmentale Instabilität?Dr. Agua: Das ist eine unphysiologische segmentale Wirbelverschiebung unter physiologischer Kraftwirkung. Sie können ein Segment oder mehrere Segmente betreffen und angeboren sein oder nach Bandscheibenoperationen und neuro-chirurgischen Eingriffen an der Wirbelsäule auftreten.
Wie werden diese Erkrankungen behandelt?Dr. Agua: Grundsätzlich ist die Behandlung bei solchen Fällen zunächst konservativ, physio-therapeutisch und rückenschulenmäßig sowie unter anderem auch mit Einsatz eines Stützmieders. Führen diese Maßnahmen nicht zu erträglicher Schmerzreduzierung, so ist dann eine operative Versteifung des Wirbels angezeigt.
Abnutzungserscheinungen bei älteren Menschen an der Wirbelsäule können zu erheblichen Beschwerden und Behinderungen führen. Wie wird das behandelt?Dr. Agua: Durch knöcherne Anbauten an den Wirbelgelenken können auch die Austrittskanäle der Nerven verengt werden, was Nervenschädigung und manchmal Lähmung mit sich bringt.
Wie kann diesen Patienten geholfen werden?Dr. Agua: Früher konnte man diesen älteren Menschen nur schmerzlindernde Mittel oder Stützapparate anbieten. Zum Teil auch, weil Ältere häufig an mehreren Erkrankungen leiden und das Operationsrisiko erhöht ist.
Durch Verfeinerung der Operationstechniken und Verbesserung der Narkose sowie postoperative intensive Betreuung werden heutzutage häufig diese Patienten operiert. So können sie von ständiger Medikamenteneinnahme und den Nebenwirkungen befreit werden.
Zu Beginn des Interviews nannten sie auch Bechterew'sche Erkrankung als Grund für Rückenschmerzen. Was ist dagegen zu tun?Dr. Agua: Die Bechterew'sche Erkrankung ist eine Sonderform der Rheuma-Erkrankungen. Sie führt manchmal unaufhaltsam zu starker Verkrümmung und Versteifung der Wirbelsäule und stellt für den Betroffenen eine erhebliche körperliche Behinderung und seelische Belastung dar. Durch die starke Vorneigung des Rumpfes ist der Blickwinkel auf den Boden vor den Füßen gerichtet. Die Umgebung wird nicht mehr plastisch räumlich wahrgenommen und damit verlieren diese Patienten den Kontakt zu ihrer Umwelt. Außerdem leidet die Atmung durch starren Brustkorb sowie die Hüft- und Kniegelenke, weil die Patienten versuchen, den Rumpf durch ständiges Beugen der Hüft- und Kniegelenke aufzurichten. In solchen Fällen kann nur eine operative Aufrichtung der Wirbelsäule mit Erfolg Hilfe bringen.

Artikel vom 05.03.2005