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DROBS bleibt eine
wichtige Anlaufstelle

Immer mehr Drogenabhängige suchen Beratung

Von Curd Paetzke (Text)
und Oliver Schwabe (Foto)
Herford (HK). Der Anstieg ist Besorgnis erregend: 2004 ist die Drogenberatung des Diakonischen Werkes Herford (DROBS) von 447 Männern und Frauen aufgesucht worden. 2003 lag diese Zahl noch bei 384. Das geht aus dem Jahresbericht hervor, den DROBS-Leiter Uwe Schnier vorgelegt hat.

84 Prozent derjenigen, die Probleme mit Drogen haben, sind Männer. Nach Alter aufgeschlüsselt, stellen die 19- bis 35-Jährigen mit etwa 70 Prozent die weitaus größte Gruppe, während die Klientel im Alter von unter 18 Jahren nur 1,1 Prozent ausmacht. Die Erklärung: Wenden sich Jugendliche, die jünger als 16 Jahre sind, an die DROBS, werden sie generell an die Mitarbeiter der »Suchtvorbeugung« verwiesen.
Uwe Schnier: »Da Herford ein Flächenkreis ist, kann davon ausgegangen werden, dass ein Teil der Hilfebedürftigen aufgrund der mitunter hohen Entfernungen zur DROBS an der Hämelinger Straße in Herford nur eingeschränkten Kontakt aufnehmen kann oder will.« Dem Bedarf nach Beratung und Begleitung von Drogenkonsumenten kommt die Einrichtung des Diakonischen Werkes im Kirchenkreis Herford mit ihrem dezentralen Sprechstundenangebot im ehemaligen »Haus der Diakonie« in Bünde nach, wo mit 13 Prozent nach Herford (41 Prozent) die meisten Klienten gemeldet sind. Sechs Prozent kommen aus Löhne, 3,4 Prozent aus Enger, 3,8 Prozent aus Hiddenhausen und vier Prozent aus Vlotho.
Uwe Schnier erläutert: »Da die überwiegende Zahl der Hilfesuchenden, nämlich 76 Prozent, heroinabhängig ist, ist die Möglichkeit der Behandlung mit einem Opiatersatzstoff oft hilfreich. Einige Ärzte im Kreis Herford führen diese Behandlungen sehr engagiert durch.« Über eine kontrollierte Vergabe dieses so genannten Substitutes (meist Methadon) an Patienten werde in einem ersten Schritt versucht, aus der Illegalität und der Kriminalität auszusteigen, um dann in der zweiten Phase den Weg aus der Abhängigkeit zu finden.
Der Aufklärungsbedarf ist groß. 2004 nahmen 176 Angehörige (Eltern/Partner) von Drogenkonsumenten persönlichen Kontakt zur DROBS auf - damit liegt diese Zahl doppelt so hoch wie 2003. Uwe Schnier: »Und bis Anfang März 2005 haben wir bereits Gespräche mit 62 Angehörigen geführt.« Diese Gespräche drehen sich in erster Linie um Cannabis, »das längst zu einer Problemdroge geworden ist«, wie Uwe Schnier erklärt. Einst von bestimmten Kreisen als »Modedroge« benutzt, sei Cannabis beziehungsweise der darin enthaltene Wirkstoff THC immer stärker geworden. Uwe Schnier sind Fälle von 14-Jährigen bekannt, die über Cannabis in die Abhängigkeit geraten sind. Cannabis wird aus den Blütenkapseln der Hanfpflanze gewonnen, Marihuana aus dem Harz des Gewächses.
Ende 2004 hatte die »Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik am Klinikum Herford« eröffnet. Doch für die Klientel der DROBS wird bis auf weiteres die - oft überlastete - Westfälische Klinik Gütersloh zuständig sein.
Uwe Schnier: »Wir hatten zunächst die Hoffnung, die Klinik würde auch unserer Klientel mit qualifizierten Entgiftungsangeboten zur Verfügung stehen, aber die neu geschaffene Psychiatrie nimmt zur Zeit jedoch nur in Krisensituationen und Notfällen drogenabhängige Patienten auf.«

Artikel vom 05.03.2005