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Gewaltzunahme
wurde gestoppt

Kriminalitätsbilanz: Aufklärungsquote stieg

Von Bernhard Liedmann
Kreis Paderborn (WV). Etwa 2000 Bürger im Kreis Paderborn werden pro Jahr allein Opfer einer schweren Straftat wie Raub, Körperverletzung, Nötigung und Bedrohung. Hier konnte nach zehn Jahren kontinuierlichem Anstieg die Polizei den Aufwärtstrend stoppen. In 2004 blieb die Zahl der Straftaten mit etwa 21 000 Delikten weitgehend konstant.

Zwar wird, so die Polizei in ihrer Jahresbilanz, weniger gestohlen, doch die Zahl der Betrügereien nahm gleichzeitig deutlich zu. Im Aufwärtstrend sind vor allem Betrügereien im scheinbar anonymen Internet, denen die Polizei allerdings keineswegs hilflos zusehen musste und sie aufklären konnte. Dem Einzelhandel empfiehlt die Polizeidirektorin Ursula Wichmann dringend die Anschaffung von ec-cash-Geräten, da die Pin-Nummer deutlich die Sicherheit verbessere.
Insgesamt konnte die Polizei die Aufklärungsquote leicht steigern, 58 Prozent aller Straftaten wurden aufgeklärt, 7603 Tatverdächtige ermittelt.
Erstmals wurden in der Jahresbilanz der Kriminalität auch die Gruppe der Spätaussiedler gesondert erfasst. Was bislang jeder bereits vermutete: Die Spätaussiedler, deren Anteil an der Gesamtbevölkerung bei zehn Prozent liegt, sind bei Straftaten insbesondere bei den Jugendlichen überproportional (16 Prozent) beteiligt. Noch höher wird deren Anteil bei Raub und Körperverletzung. Hier sieht auch Landrat Manfred Müller hohen Handlungsbedarf für die Integration. Vor allem bei den internen Treffs dieser Gruppe will die Polizei künftig stärker präsent sein.
Ähnliches gilt auch für die Ausländer im Kreis Paderborn. Sie stellen einen Bevölkerungsanteil von ebenfalls zehn Prozent, sind sie jedoch bei den Straftaten mit bis zu 20 Prozent dabei.
Schwerstes Sorgenkind der Polizei sind die Jugendlichen im Alter von bis zu 21 Jahren. Ihr Anteil an der Schwerstkriminalität wie Raub und Körperverletzung liegt bei bis zu 60 Prozent. Hier spielt zunehmend auch der Alkohol eine gefährliche Rolle, so Kriminalhauptkommissar Erich Götte. Ohnehin stiegen die Straftaten unter Alkoholeinfluss stetig an. Bei jeder siebten Straftat war Alkohol im Spiel.
Geschlechterspezifisch sind Frauen und Männer natürlich nach wie vor unterschiedlich kriminell »veranlagt«: Während die Mäner bei Gewaltdelikten überproportional vertreten sind, fallen Frauen besonders beim Ladendiebstahl und dem Schwarzfahren auf.

Artikel vom 04.03.2005