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»Unserm Schnaps« geht's gut

Umzug an die Weser war für Schwarze & Schlichte strategisch richtig

Von Friederike Niemeyer
Steinhagen/Rinteln (WB). Einen Katzensprung von der Landesgrenze bei Porta Westfalica entfernt schmiegt sich das Rintelner Schwarze & Schlichte-Werk in die Weserauen. Dahin hat es den guten alten Steinhäger also verschlagen, mag ein Reisender vom Teutoburger Wald denken.

Doch so ganz richtig ist das ja nicht. Das betont auch Schwarze & Schlichte-Geschäftsführer Jochen Bethke beim Rundgang durch das Werk: Der Steinhäger und der Schinkenhäger werden nach wie vor in Steinhagen an der Brockhagener Straße gebrannt, in Rinteln nur abgefüllt. Dennoch, mit dem Abzug der übrigen Spirituosen-Produktion ist Steinhagen eigentlich kein »Schnaps-Dorf« mehr.
Aber für das Familien geführte Unternehmen und seine Stellung am Markt war der Umzug vor gut einem Jahr ein Erfolg. Nicht nur konnte den anstehenden immensen Brandschutz-Investitionen in dem alten Gebäude aus dem Wege gegangen werden. Mit dem Racke-Werk konnte ein kompletter Betrieb übernommen werden, der vor allem über eine ausgesprochen große Tank-Kapazität verfügt. Und die Wein-Firma Racke aus Bingen wollte sich nicht nur von ihrem Rintelner Werk, sondern auch von der Schnaps-Sparte trennen. Dazu gehören etwa »Dujardin«, »Racke Rauchzart« oder »Uerdinger Doppelwacholder«, die Schwarze & Schlichte in Lizenz übernommen hat. Darüberhinaus füllt das Unternehmen für Racke dessen Spitzenmarke »Der gute Pott« ab.
25 Millionen 0,7 Flaschen werden in Rinteln jährlich produziert. »Das sind ganz andere Dimensionen als in Steinhagen, wo es zu den besten Zeiten vielleich fünf bis sieben Millionen waren«, erläutert Bethke. 65 Mitarbeiter sind in Rinteln in Produktion, Koordination und Labortechnik beschäftigt, immerhin neun der 30 Steinhagener haben den Umzug der Firma mitgemacht. In der Verwaltung (und Kornbrennerei) in Oelde sitzen noch einmal 30 Mitarbeiter.
Die ehemaligen Racke-Mitarbeiter haben den neuen »Herrn« übrigens mit offenen Armen empfangen, wurde doch nicht nur die Steinhagener Abfüllung aufgebaut. Friedrich Schwarze investierte zukunftssichernd in neue Technik, auch um einen detaillierten Füllplan umsetzen zu können: es gibt Maschinen für die kleinen Margen und Maschinen für die längeren Serien.
Die Zahlen geben der Firmenstrategie der hochpreisigen Spezialitäten Recht. Trotz der angespannten Situation auf dem Markt - Schnaps ist kein In-Getränk - konnte Schwarze & Schlichte 2004 ein zweistelliges Umsatz-Plus verbuchen. Dazu haben natürlich auch die neuen Racke-Marken beigetragen, erläutert Jochen Bethke. Mit den Andechser Klosterlikören, »Hartels Jagertee« und der Sauerländer Spezialiätt »Ganz alter Schneider« konnten weitere Zugpferde gewonnen werden.
Und die Zukunft? Schwarze & Schlichte will weiter auf Genuss-Spirituosen für das ältere, zahlungskräftigere Publikum setzen. Jochen Bethke schmunzelnd: »Die Alterspyramide arbeitet für uns.«

Artikel vom 05.03.2005