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Machtwechsel bei der Kreis-CDU

Hubert Deittert gibt den Vorsitz ab - Ludger Kaup soll Nachfolger werden

Von Stefan Küppers
Kreis Gütersloh (WB). Auch für seine Freunde völlig überraschend hat der Bundestagsabgeordnete Hubert Deittert jetzt seinen Rückzug vom Amt des CDU-Kreisvorsitzenden angekündigt. Als seinen Nachfolger hat der bald 64-jährige Deittert seinen Stellvertreter im Kreisvorstand und Vorsitzenden der CDU-Kreistagsfraktion Ludger Kaup (55) vorgeschlagen. Der Kreisparteitag wählt am 18. März in Rheda-Wiedenbrück.

Im Gespräch mit dem WESTFALEN-BLATT begründete Deittert seinen Rückzug mit seiner sehr zeitaufwändigen Arbeit in der Parlamentarischen Versammlung des Europarates. Für den Bundestag sind in diesem Gremium 18 Sitze vorgesehen. Der Rietberger hat einen davon. In dieser »politischen Ideenwerkstatt« des Europarates, in dem 46 Staaten organisiert sind, arbeitet Deittert zudem im Ausschuss für Umwelt, Landwirtschaft und regionale Entwicklung. Immer öfter muss er daher nach Paris, Brüssel, Straßburg.
Angesichts dieser Belastungen, die zusätzlich zur Bundestagsarbeit kommen, erklärt Deittert die Abgabe des CDU-Kreisvorsitzes zu einer »Frage der Zweckmäßigkeit«. Und einen solchen Rückzug hätte man auch nicht wochenlang mit allen diskutieren können. Deittert: »Ich möchte mir immer wieder in den Spiegel schauen können.« Auf Nachfrage bekräftigte Deittert, dass dies »kein Rückzug auf Raten« sei. Zur Frage einer weiteren Bundestagskandidatur werde er sich ein Jahr vor der Wahl äußern. »Im Moment macht mir diese Arbeit sehr viel Spaß«, betonte der Landwirt.
Deittert hat den CDU-Kreisverband fast elf Jahre lang geführt. Er sieht den Verband als stabil an und will »ein geordnetes Haus« übergeben. Tatsächlich hat der CDU-Kreisverband mit 4 300 Mitgliedern eine steigende Tendenz aufzuweisen. Beim Bundesparteitag wurde deutlich, dass Gütersloh unter den Top-20-Verbänden bei den Mitgliederzuwächsen liegt.
Zu seiner Nachfolge meinte Deittert: »Ludger Kaup ist mein Vorschlag. Für die Führung brauchen wir jemanden, der den Kreis und die Partei kennt, der die Kräfte bündeln und zusammenführen kann.« Der Vorstand stimmte einstimmig dafür, Kaup dem Parteitag vorzuschlagen.
Ludger Kaup zeigte Verständnis für die Entscheidung Deitterts, der »einen mörderischen Job« mache. Als Kreisvorsitzender habe Deittert die CDU aus einer schweren Phase (Stichworte: gescheiterte Landratswahl 1994, später Spendenaffäre der Bundespartei) in ruhiges Fahrwasser gebracht und stabilisiert. Sollte er tatsächlich zum Kreisvorsitzenden gewählt werden, will der 55-jährige Vater von vier Söhnen (drei studieren, einer steht vorm Abitur) vor allem als Teamarbeiter agieren. »Ich habe gelernt, dass man die Menschen mitnehmen, dass man Dinge gemeinsam erarbeiten muss«, sagte Kaup, der bereits seit seiner Junge Union-Zeit im Kreisvorstand ist. Seit 1999 ist er Vorsitzender der CDU-Kreistagsfraktion. Der Diplom-Vermessungs- und Dipl.-Wirtschafts-Ingenieur, der seit 30 Jahren selbstständiger Immobilienmakler in Gütersloh ist, sieht als Schwerpunkte die Familienpolitik und die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit: »20 000 Arbeitslose im Kreis sind eine Katastrophe«.

Artikel vom 03.03.2005