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Das historische Erbe erhalten

120 Besucher kamen zur Gründung des Kirchbauvereins in Börninghausen

Börninghausen (wm). Die Rettung der St. Ulricus-Kirche in Börninghausen ist nicht allein Sache der evangelisch-lutherischen Kirche. Vielmehr wollen sich offenbar viele Eggetaler und Bürger aus den angrenzenden Städten und Gemeinden finanziell engagieren, um dieses wirklich große Projekt zu »stemmen«. Mit der Gründung eines Kirchbauvereins am Montagabend wurde der erste Schritt auf dem langen Weg dorthin getan.

Das jedenfalls hoffen Pfarrer Friedich Wilhelm Beckmann und Dipl. Ing. Bernhard Brüggemann, der als leitender Architekt die derzeit laufenden Arbeiten am ersten Sanierungsabschnitt betreut. Bis gestern Vormittag lagen bereits 90 unterschriebene Beitrittserklärungen vor, »Tendenz steigend«, wie Beckmann zufrieden feststellte.
Um 21.07 Uhr »stand« der Vorstand des neuen Vereins; Altbürgermeister Hartmann Wünsch hatte die Wahl ganz professionell durchgezogen. Die Besetzung der Vorstandsposten bereitete keine Probleme. Vorsitzender ist Uwe Ramsberg, seine Stellvertreterin ist Bürgermeisterin Anke Korsmeier-Pawlitzky. Geschäftsführer ist Klaus Pfannenschmidt, die Finanzen beaufsichtigt Schatzmeisterin Elke Stiebitz, ihr Stellvertreter ist Kurt Vieselmeyer. Mit beratender Stimme gehören Dieter Besserer, Rüdiger Vortmeier, Edith Wobig, Heike Kampeter und Doris Danielmeier dem Vorstand als Beisitzer an. Die rund 120 Besucher der Gründungsversammlung sprachen der neuen Vereinsführung einstimmig ihr Vertrauen aus; lediglich einige Enthaltungen wurden registriert. Der Beitrag beläuft sich auf jährlich mindestens zwölf Euro je Beitrittserklärung; nach oben sind jedoch keine Grenzen gesetzt.
Friedrich Wilhelm Beckmann hatte zu Beginn einen Blick in die lange Geschichte von St. Ulricus geworfen und war dann auf die Sanierungsanstrengungen eingegangen. Seit dem 30. September 2001 sei bekannt, dass Handlungsbedarf bestehe. Alle Gremien, die daran beteiligt werden müssen, seien informiert worden. »Dabei haben wir auch bittere Erfahrungen machen müssen. Nicht selten drängte sich uns der Eindruck auf, hingehalten zu werden. Für Denkmalschutz scheint kein Geld da zu sein«, beklagte der Seelsorger.
Er habe den Eindruck, dass die Finanzgemeinschaft des Kirchenkreises Lübbecke im Grunde nicht einmal mehr die Grundversorgung in den Gemeinden sicherstellen könne. »Das Kirchensteuersystem ist kaputt«, bilanzierte Beckmann. Angesichts der Budgetkürzungen, die auch die Kirchengemeinde Börninghausen betreffe, sei mit weiterem Geld für die Sanierung von Ulricus nicht zu rechnen. »Aus dem Kreiskirchenamt ist sogar die Meinung vertreten worden, das Gotteshaus sich selbst zu überlassen -ĂŠeine ungeheuerliche Aussage«, empörte sich der Gemeindepfarrer. Und da jetzt auch das Landeskirchenamt den Antrag der Gemeinde, Kirchenvermögen veräußern zu dürfen, um den Erlös in die Sanierung fließen lassen zu können, abgelehnt habe, habe er die Einsicht gewonnen: »Hilf' dir selbst, sonst hilft die niemand.«
Ohne einen Kirchbauverein sei die historische Mittelpunktkirche St. Ulricus nicht zu retten. Beckmann erinnerte an das Jahr 1967, als die Bürger ähnlich gut kooperiert und damit den Bau der Friedhofskapelle ermöglicht hatten. Sein Ziel sei die Zahl von 500 Vereinsmitgliedern bis Jahresende. »Wenn wir nicht alle Kräfte bündeln, wird sich die Renovierung lange hinziehen und damit drastisch verteuern. Auch nach meiner Zeit soll kirchliches Leben in St. Ulricus weitergehen«, betonte er und bezeichnete den Tag dieser Vereinsgründung als historisch: »Vielleicht sind wir eines Tages froh, dabei gewesen zu sein.«

Artikel vom 02.03.2005