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Herrmann schwingt den Pinsel

Ausstellung in Warburg - Bundestagsabgeordneter ist Schirmherr

Von Ralf Benner (Text und Foto)
Warburg (WB). Seinen Anzug tauschte der heimische Bundestagsabgeordnete Jürgen Herrmann gestern gegen einen Malerkittel ein und griff beherzt zum Pinsel. Im HPZ St. Laurentius betätigte sich der Christdemokrat als Künstler und malte gemeinsam mit Heimbewohner Dirk Pourie an einem Bild.

Kennen gelernt hatten sich die beiden, als eine Reisegruppe des Heilpädagogischen Zentrums (HPZ) den Abgeordneten vor einiger Zeit im Reichstagsgebäude in Berlin besuchte. »Dirk habe ich sofort ins Herz geschlossen. Er ist wie ich ein Fan der Musikgruppe ÝPurÜ, auch das verbindet uns«, erzählte Jürgen Herrmann. Schnell war die Idee geboren, doch einmal gemeinsam zu malen. Von Dirk Pourie konnte Herrmann dabei viel lernen. »Er hat mir beigebracht, wie Farben richtig angerührt werden«, berichtete Herrmann, der mit Begeisterung den Pinsel schwang.
»Wir malen Planeten im blauen All«, erläuterte Pourie das Kunstwerk. Für ihn ist das Malen wichtiger Bestandteil der Therapie. Für den Bundestagsabgeordneten war es eine Möglichkeit, das politische Tagesgeschäft für einige Stunden ruhen zu lassen und sich künstlerisch zu betätigen. »Sonst habe ich dafür kaum Zeit, mir fehlt auch die Begabung«, räumte Herrmann schmunzelnd ein.
Hintergrund der gestrigen Malaktion ist eine Ausstellung mit dem Titel »Zeige Deine Wunde - Befreiende Kunst: Psychiatrieerfahrene stellen aus«, die vom 3. April bis zum 1. Mai in Warburg zu sehen sein wird. »In Kooperation mit dem Museum im »Stern« ist es uns gelungen, diese bewegende Ausstellung mit insgesamt 200 Exponaten von Künstlern aus ganz Deutschland als Gemeinschaftsausstellung des HPZ und des Museums im ÝSternÜ nach Warburg zu holen«, freute sich Ute Bannenberg, Kulturbeauftragte des St. Laurentius-Heims.
Aus der Warburger Einrichtung werden Manfred Henke und Michaela Lehnert mit ihren Werken in der Bilderschau vertreten sein. Jürgen Herrmann erklärte sich bereit, die Schirmherrschaft zu übernehmen. »Es ist wichtig und zukunftweisend, behinderte Menschen zu unterstützen. Daran darf nicht gespart werden«, erklärte Herrmann.
Initiiert wurde die Ausstellung, die noch bis 2006 an 30 verschiedenen Orten in Deutschland gezeigt wird, von Karl Hermann Haack, Behindertenbeauftragter der Bundesregierung. Anlass war das »Europäische Jahr der Menschen mit Behinderungen«, das im Jahr 2003 ausgerufen wurde.
Die Besucher erwarten kraftvolle Werke mit starken biografischen Bezügen und viele künstlerisch hochwertige Arbeiten, die auch im etablierten Kunstbetrieb gute Chancen hätten, sich zu behaupten. Das Bild von Dirk Pourie und Jürgen Herrmann wird bei der Eröffnung der Ausstellung am 3. April im Museum im »Stern« für den guten Zweck versteigert werden.
Ausgestellt werden die Werke der psychiatrieerfahrenen Künstler parallel sowohl im Museum im »Stern« als auch im HPZ St. Laurentius (Dienstag bis Sonntag) von 14.30 bis 17 Uhr.
Der Eintritt ist frei. Auch der Katalog zur Schau ist kostenlos erhältlich.

Artikel vom 01.03.2005