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Unwiderstehlicher Chorklang mit
Passionsvertonungen von Bach

Lukas-Passion mit Vokal-Ensemble Südniedersachsen in der Abtei

Marienmünster (WB). Jetzt, in der Zeit vor Ostern, haben sie wieder Hochkonjunktur: die zwei großen Passionsvertonungen Johann Sebastian Bachs nach den Evangelisten Johannes und Matthäus. Aufhorchen lassen daher in diesen Tagen die auf Hochtouren laufenden Chorproben des Vokalensembles Südniedersachsen im verschneiten Dassel (Solling). Die Lukas-Passion wird am Sonntag, 6. März, um 16 Uhr in der Abteikirche Marienmünster aufgeführt.

Unter der künstlerischen Leitung von Friedhelm Flamme, reiht der Auswahlchor aus etwa 25 sehr erfahrenen, teils ausgebildeten Sängerinnen und Sängern, den Evangelisten Lukas in das Passionsgeschehen mit ein. Im Werkverzeichnis Johann Sebastian Bachs erhält die nun in Holzminden und Marienmünster aufgeführte »Lukas-Passion« die Nummer 246.
Obwohl schon sehr früh Zweifel daran bestanden, dass Bach tatsächlich als Komponist in Frage kommt, ist unbestritten, dass Bach das Werk zusammen mit seinem Sohn Carl Philipp Emanuel kopiert und mehrmals als Kantor der Thomanerkirche in Leipzig aufgeführt hat. Wenn man bedenkt, das die vier Evangelisten, so auch Lukas, erst 45 Jahre nach Christi Tod die Feder zur Hand nahmen, um das Passionsgeschehen aufzuschreiben, dann ist diese übereinstimmende Rekonstruktion, im Verbund mit den anderen Evangelisten, umso bewundernswerter.
Schnörkellos wie seine fundamentierten Aussagen zur Lukas-Passion ist Friedhelm Flammes zügiger Probenstil. Ein kleiner Scherz, so zwischendurch, sorgt dennoch für eine sehr lockere Probenatmosphäre; es darf auch mal herzhaft gelacht werden. Dass die Mitglieder des Ensembles vom Blatt singen können (müssen), setzt der charismatisch arbeitende Kirchenmusikdirektor, Organist und Leiter des Collegium Cantorum Holzminden voraus. Einige Takte lässt Friedhelm Flamme nur auf Singsilben singen. Konsequent und unverzüglich packt er die jeweils auftauchenden Schwachstellen beim Schopfe, zerlegt sie in einzelne Schritte, um sie dann wieder geordnet zusammen zu fügen. Das Resultat ist verblüffend.
Der Chor hat seit seiner Gründung im Jahre 1997 mit 39 Konzertaufführungen eine erstaunliche Erfolgsgeschichte vorzuweisen und ziemlich schnell ein beachtliches Niveau erreicht. Besonderen Wert legt der Dirigent auf ein breites a-capella-Repertoire, weil gerade hier die Hörfähigkeit des Ensembles weiter geschult wird. Was auffällt, ist die liebevolle Atmosphäre untereinander im Chor, ein Beweis dafür, dass alle an einem Strang ziehen.
Musikalisch zur Seite stehen den Sängern wie schon bei zahlreichen anderen Kooperationen die Musiker des Ensembles für alte Musik Le Nuove Musiche sowie eine hochkarätige Solistengruppe als Garant für herausragende Konzertqualität: Jutta Potthoff (Sopran), Karsten Krüger (Altus), Markus Brutscher (Tenor) und Georg Thauern (Bass).
Aufgeführt wird die Lukas-Passion am kommenden Sonntag, 6. März, um 16 Uhr, in der Abteikirche in Marienmünster.

Artikel vom 01.03.2005