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Eine Matinee der
großen Gefühle

»Die schöne Müllerin« in Welda

Welda (thö). Es war ein Morgen voller Gefühle, den Thomas Wiegand (Gesang) und Hellmuth Vivell (Klavier) im Barockschloss Welda darboten. Im wundervollen Ambiente des Stucksaals gab es »Die schöne Müllerin« von Franz Schubert.

Die Geschichte von der Liebe eines Müllerburschen zur schönen Müllerin endet tragisch. Dem Bassisten Thomas Wiegand gelang es vorzüglich, den dramatischen Bogen von der ersten Verliebtheit hin zum Freitod des Gesellen zu spannen. Seine sonore Stimme begeisterte die rund 50 Zuhörer im Saal. Deutlich war ihm die Anspannung anzumerken, als der Sänger den Saal betrat. Es schien fast so als durchlebe er den Lebenszyklus einer unglücklichen Liebe selbst. In der Schlichtheit der Schubertschen Strophen-Lieder gab er den großen und widersprüchlichen Gefühlen eine Stimme. Lebensfreude in »Das Wandern«, aufkeimende Liebe in »Danksagung an den Bach« und »Feierabend«, Verlust in »Tränenregen«, Liebeswahn in »Mein« über Raserei (»Eifersucht und Stolz«) und Verklärung (»Trockne Blumen«) bis hin zum bitteren Ende, den Freitod im Bach (»Des Baches Wiegenlied«).
Hellmuth Vivell hielt sich als Klavierbegleiter vornehm zurück und ließ beide Parts ineinander verschmelzen.
Vivell ist Hochschullehrer in Kassel und unter anderem Preisträger des Deutschen Hochschulwettbewerbs für Komposition.
Thomas Wiegand stammt aus Melsungen und ist als Lied- und Oratoriensänger bundesweit tätig. Lehraufträge an den Universitäten Kassel und Gießen runden die Tätigkeiten des Sängers ab.

Artikel vom 01.03.2005