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Als Kaffee ein wertvolles Tauschmittel war

»Neue Welten«: Flüchtlinge treffen alte Menschen - WDR-Interwiew für Radiosendung


Rheda-Wiedenbrück (WB). Die Bewohner des Evangelischen Altenheimes Rheda an der Parkstraße begrüßten zum ersten Mal im neuen Jahr junge Flüchtlinge. Dabei handelt es sich um eine ungewöhnliche Initiative, die alte und junge Menschen unterschiedlicher Nationalitäten miteinander in Kontakt bringt.
Die Projektidee »Neue Welten« wurde von der Diakonie Flüchtlingsberatung und dem Begleitenden Dienst der Alteneinrichtung entwickelt. Überraschend meldete sich jetzt sogar der WDR bei Flüchtlingsberaterin Marita Sieben mit dem Wunsch, die Beteiligten zu interviewen. So konnte bei der Zusammenkunft in der Cafeteria noch ein besonderer Gast begrüßt werden. WDR-Reporterin Purvi Patel hatte sich angekündigt, um für eine Radiosendung über Beweggründe und Verlauf des außergewöhnlichen Treffens zu berichten.
Und alle waren wieder gekommen - Mischa aus Georgien, Mustafa und Hassan aus Afghanistan, Coskito aus Angola und Daniel aus Äthiopien -, um mit den Älteren singend, spielend, erzählend und lachend einen schönen Nachmittag zu verbringen.
Dieses Mal drehte sich alles »rund um den Kaffee« - für den einen Luxusgut, für den anderen die Erinnerung an ein wertvolles Tauschmittel in der Nachkriegszeit, für einen Dritten der Haupterwerb im fernen Heimatland. Käthe Wollbracht erinnerte sich daran, dass es früher den »guten Kaffee« nur an Sonn- und Feiertagen gab.
Auf die Frage von Redakteurin Patel, warum sich die Jugendlichen auf diese außergewöhnliche Art der ehrenamtlichen Arbeit einlassen, antwortete Hassan Osman (18): »Man lernt viel von den älteren Menschen, vor allem die Volkslieder, die Kultur, und erfährt ihre Lebensgeschichte«. Für die jungen Männer ist es kaum vorstellbar, dass ein Mensch irgendwo allein seine Zeit verbringen muss, obwohl er gern Gesellschaft hätte, sagte Coskito Vata (18): »Die Menschen sollen Spaß haben, sie sollen nicht nur in ihren Zimmern sitzen.« Alle Beteiligtensind sich einig: Man profitiert voneinander, und das Wort »Profit« erscheint hier in einem anderen, ausgesprochen sympathischen Licht. Ein anderer junger Flüchtling, Micha Davreshov (17), bemerkte, dass er sich an die Begegnungen mit seinem Opa, seiner Oma erinnert fühlen würde, die er viele Jahre nicht mehr gesehen habe. Übrigens: Der Bericht wird demnächst im WDR-Rundfunkprogramm »Funkhaus Europa« gesendet.

Artikel vom 01.03.2005