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»Mit Ludewig ist es angenehm«

30 000 Radsport-Fans bejubeln Schäfermeier-Sieg bei Nacht von Hannover

Von Dirk Heidemann
und Wolfgang Wotke (Fotos)
Gütersloh (WB). Unauffällig postiert sich Felix Schäfermeier zwischen den übrigen Nachwuchsfahrern des RSV Gütersloh, nennt auf Nachfrage von Moderator Henning Tonn brav seinen Namen und macht auch beim Fototermin keine Zicken. Dabei ist er seinen jugendlichen Mitstreitern im grün-weiß-blauen Dress bereits um einiges voraus. »Ich will Profi werden«, macht der 16-Jährige ohne große Umschweife deutlich. Es hat nicht den Anschein, als sage er dies nur so zum Spaß.

Schäfermeier ist eines der ganz großes Nachwuchstalente in Reihen des RSV, der im vergangenen Jahr in der U 17 durch einige Erfolge aufhorchen ließ. Seine eigene Einschätzung im Vergleich zur Konkurrenz aus Nordrhein-Westfalen: »Ich zähle zu den Besten.« Überheblichkeit oder gesundes Selbstvertrauen? Eher letzteres. Wer vor drei Jahren noch mit dem Mountainbike durch die heimischen Wälder fuhr, und noch nicht einmal einem Radsportverein angehörte, dann aber bereits 2004 den 29. Platz bei der Deutschen Meisterschaft in Queidersbach bei Kaiserslautern belegt, der muss etwas drauf haben.
Oder wie wäre es mit dem Sieg bei der »Nacht von Hannover«? Jenem stimmungsvollen Straßenrennen, bei dem die T-Mobile- Profis die Fans verzücken. Direkt vor dem Stelldichein der Stars von heute fuhr Felix Schäfermeier als möglicher Star von morgen begleitet vom Jubel der 30 000 Fans an der Strecke im vergangenen Jahr als Erster über die Ziellinie.
Der Alltag sieht freilich weniger glamourös aus. Felix besucht die 11. Klasse des Gymnasiums in Versmold, macht wie jeder andere Schüler auch anschließend seine Hausaufgaben und schwingt sich erst dann auf sein Rennrad. Sechs Mal pro Woche bei einem Ruhetag, 15 bis 20 Stunden insgesamt. 1500 Kilometer kommen im Monat zusammen, »im Sommer sind es noch ein paar mehr.« Nach seiner Zeit als Hobby-Mountainbiker, die ihn kurzzeitig auch in die MTB-Gruppe des LC Solbad Ravensberg führt, nimmt Schäfermeier 2002 am Nachwuchsrennen in Harsewinkel teil und fällt sofort den Spähern der dort ansässigen RSG auf. Drei Jähre später erfolgt der nächste Schritt: Felix wechselt zum RSV Gütersloh.
Sein weiterer Weg ist klar umrissen. Der »Spätstarter« fährt in der kommenden Saison für den Landeskader NRW in der Junioren-Bundesliga, als Vorbereitung steht vom 16. März bis zum 2. April ein Trainingslager in Südfrankreich auf dem Programm. »Schneide ich in den kommenden zwei Jahren gut ab, dann winkt der Sprung in den Nationalkader«, hat Felix Schäfermeier sein nächstes Ziel deutlich vor Augen. Ein Engagement bei einem Profi-Rennstall soll dann der vorläufige Höhepunkt seiner noch kurzen Radsportkarriere sein, einen Einstieg könnte sich der 16-Jährige gut beim Rheda-Wiedenbrücker Team Lamonta vorstellen.
Wie das Gefühl ist, mit echten Radsportprofis zusammen in die Pedale zu treten, weiß Felix bereits. Wenn Jörg Ludewig zu Besuch in seiner ostwestfälischen Heimat ist, dann trainiert Schäfermeier mit dem zweifachen Tour de France-Teilnehmer. »Er ist mein Vorbild. An seinem Hinterrad zu fahren, ist super angenehm«, erklärt Felix, der es gerne bergig mag und eher nicht zu den Sprintern zählt: »Je schwerer die Rennen, um so besser.« Mit dieser Einstellung wird aus dem Sternchen mit Sicherheit bald ein Star.

Artikel vom 02.03.2005