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Theorie und Praxis verbinden

»C-Lab« führt Uni-Forschung effektiv an kommerzielle Vermarktung heran

Von Ulrich Grotewold
Paderborn (WB). Theorie und Praxis gehen oft verschiedene Wege. Das zeigt ein Blick in die Universitätsarchive, wo viele Diplom- und Magisterarbeiten vergebens auf die wirtschaftliche Verwertung ihrer Inhalte warten. Andererseits suchen Unternehmen immer wieder händeringend nach Lösungen für dringende Probleme, die aber nicht selten aus Mangel an technologischem Fortschritt ausbleiben oder aber kostenintensiv herbeigeführt werden müssen.

Um diesen Missverhältnissen entgegenzuwirken, wurde 1985 ein Kooperationsvertrag zwischen der Universität Paderborn, stellvertretend für das Land NRW, und dem damaligen Industriepartner Nixdorf Computer AG, heute der Siemens AG, vertreten durch den Bereich Siemens Business Services GmbH (SBS), geschlossen.
Das aus dieser seinerzeit einmaligen Synthese hervorgegangene »cadlab« zog Mitte der 90er Jahre in die unmittelbare Nachbarschaft zum Heinz Nixdorf MuseumsForum und wurde dort den veränderten Inhalten entsprechend in »Cooperative Computing & Communication Laboratory«, kurz »C-Lab«, umbenannt. Bis zu 100 Mitarbeiter verfolgen seither an der Fürstenallee das Ziel, wissenschaftliche Erkenntnisse möglichst zeitnah an die Anforderungen einer nutzungsorientierten Umgebung anzupassen. Da die Projekte von »C-Lab« auch dem Anspruch an nachhaltigen volkswirtschaftlichen Nutzen gerecht werden wollen, treten als Partner neben kommerziellen Kunden vor allem öffentliche Förderer auf.
Inhaltlich konzentriert sich das Labor auf die Optimierung der Zusammenarbeit zwischen unterschiedlichen Organisationen, Personen sowie verteilten technischen Systemen und Systemteilen, die wegen der zunehmenden geographischen Verteilung von Unternehmen, Partnern und Kunden zwingend erforderlich ist. Zur effizienten Realisierung dieser Herausforderung werden im »C-Lab« zukunftsweisende Geschäftsprozesse und Dienstleistungskonzepte entwickelt und auf den Markt gebracht.
»Zum Zeitpunkt des Vertragsschlusses vor 20 Jahren gab es auf diesem Sektor zwar wissenschaftliche Erkenntniszuwächse, jedoch kaum universitäre Dienste, die am Markt für relevante Wissensergänzungen und nutzenorientierte Mehrwerte sorgten«, beschreibt Direktor Dr. Wolfgang Kern (56), Leiter des industrieseitigen »C-Lab«-Teils die Ausgangsbedingungen der frühen IT-Branche. »Über das ÝC-LabÜ lassen sich die Ergebnisse aus universitären Forschungsprojekten effizient aufbereiten und über den Partner ÝSBSÜ oder über Ausgründungen ihrer kommerziellen Vermarktung zuführen.« Denn etwa 60 Prozent der Ergebnisse flössen anschließend direkt oder indirekt erkennbar in kommerzielle Anwendungen ein.
Doch nicht nur für Auftraggeber und Partner ist die selbst ernannte Innovationswerkstatt ein geschätzter Anlaufpunkt. Dem Forschernachwuchs schaffe das »C-Lab« eine ideale Plattform sowohl für die akademische Laufbahn als auch für eine Karriere am Markt. Schließlich bieten sowohl Universität als auch »SBS« als reguläre Vertreter der virtuellen Organisation »C-Lab« Arbeitsverhältnisse für Wissenschaftler an. Dabei rekrutiert sich die Belegschaft des universitären wie auch des industriellen »C-Lab«-Bereichs überwiegend aus Studenten und Akademikern der Paderstadt.
Prof. Dr. Franz Josef Rammig (57), der als Direktor den Hochschulbereich des Labors leitet, blickt zuversichtlich nach vorn. »Auch wir hatten während des New-Economy-Hypes Schwierigkeiten, unseren Mitarbeiterbedarf wegen der hohen Nachfrage am IT-Markt zu decken. Inzwischen hält der Standort Paderborn wieder genügend qualifizierten Nachwuchs bereit, damit wir auch die kommenden Herausforderungen meistern können.« In den Betrieben wachse der Bedarf an intelligenten und dezentralen Systemen, die umgehende Optimierungen für interne Abläufe böten und dabei eine grundlegende Umgestaltung der IT-Landschaft bewirken könnten.
Dank der langjährigen Verzahnung von Wissenschaft und Wirtschaft sieht die Direktion das »C-Lab« auch weiterhin als Pionier bei der Entwicklung dieser effizienzsteigernden Lösungen. Um diese Vorreiterrolle zu behaupten, setzt Dr. Wolfgang Kern auf eine Intensivierung der Kooperation zwischen Siemens Business Services und der Universität Paderborn. Damit soll an der Fürstenallee auch weiterhin für beide Partner erkennbarer Nutzen geschaffen und den Hochschulabsolventen gewohnt gute Perspektiven geboten werden.
www.c-lab.de

Artikel vom 05.03.2005