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Witzige Seitenhiebe aufs Lehrertum

»Die Daktiker« begeistern im Bürgerzentrum Remise 100 Zuschauer

Halle (WB). Ja, ja, die Lehrer. Eine gelungene Mischung aus durchgeknallten Insassen einer Irrenanstalt und Prototypen pädagogisch Verzweifelter präsentierte am vergangenen Freitag die Gruppe »Die Daktiker« in der Haller Remise. Deutschlands »dienstältestes Lehrerkabinett« brachte mit seinem Programm »Oh www.@dolphinum.de« eine Schar von 100 Gästen zum Feixen.

Ein in weißen Arztzwirn gekleideter großer Mann kommt auf die Bühne und sagt zum grinsenden Publikum: »Vier von unseren Insassen haben heute Ausgang. Nehmen Sie bitte Rücksicht, es sind...Lehrer!!« Und darauf hin stürmen vier Pädagogen-Unikate auf die Bühne und nehmen sofort Kontakt mit dem Publikum auf.
Sie eröffnen einen kabarettistischen Reigen um ein fiktives Gymnasium mit Namen »Städtisches Adolphinum«, an dem der »PISA-Schock« komplett vorübergegangen ist. Der Wiedererkennungswert unter Pädagogen, aber auch bei ehemaligen Pennälern ist groß, wenn Kräutersocke »Ich bin der Volker« Müller-Liebenstreit, die dienstbeflissene Hilde Lengowski, Hektiker Karl-Eduard Krick und der traumatisierte Willi R. Laß um Gehör bei desillusionierten Schülern ringen und im Schulterschluß die Aquise namhafter Sponsoren für das Lyceum erörtern.
Die ganze Diskutiererei findet natürlich im Lehrerzimmer statt, und da wird dann schon mal eine Unterrichtsstunde vergessen. Schön rotzlöffelige Schüler bringen Frau Lehrerin Lengowski schier zur Verzweiflung, indem sie ihr ihre eigene Version eines japanischen Haikus aufs Auge drücken. Mit Gitarre und Saxophon rückten die Vier das Thema Ferien ins rechte - pädagogische - Licht. Zugegeben, es wird auch mal gekalauert, aber das auf hohem Niveau mit viel Wortwitz und Wortspielen, die sich nur ein Lehrer ausdenken kann.
Hinter den »Die Daktikern« verbirgt sich seit 1984 die vierköpfige Lehrertruppe Brigitte Lämbgen, Hans-Peter Königs, Hermann-Josef Skutnik und Andreas Boxhammer, die sich unter anderem dem politischen Kabarett verschrieben haben. Ihre Seitenhiebe aufs Lehrertum haben sie mit viel Spielfreude unters Volk gebracht und damit nicht nur den pädagogischen Nerv des Publikums getroffen. MARION SCHWEIGLER

Artikel vom 01.03.2005