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In Sibirien geheiratet

Rosa und Franz Merdian feiern goldene Hochzeit


Rahden (WB). In Altei in Sibirien gaben sich am 27. Februar vor 50 Jahren Franz und Rosa Merdian, geb. Zerr, in der Kommandantur das Jawort. Eine Bescheinigung darüber bekamen sie erst 1958, als die zwangsverschleppten Deutschen in der Jaminskregion Personalpapiere bekamen. Im Frühjahr 1989 erhielten die beiden die Ausreisegenehmigung nach Deutschland. Jetzt wohnt das Paar in Rahden am Lerchenweg Nr. 26. Franz und Rosa Merdian kamen aber zuerst in Aufnahmelager. In Unna-Massen entschieden sie, nach Rahden zu gehen. Dort kauften sie 1992 das Grundstück am Lerchenweg und bauten ein Haus.
Heute können Franz und Rosa Merdian bei zufriedenstellender Gesundheit goldenes Ehejubiläum feiern. Viele Glückwünsche werden ihnen zugehen. Die Familienfeier findet am 19. März statt und ist mit der Einsegnungsfeier in der St. Michaels-Kirche in Rahden verbunden. Das Jubelpaar ist dankbar, dass es in Rahden ein neues Zuhause gefunden hat.
Alle vier Kinder haben Familie. Tochter Helena wohnt in Karlsruhe, Sohn Franz in »Sprados Kamp«, Tochter Katharina »Am Boomkamp« und Tochter Eva in Sielhorst. Elf Enkel und ein Urenkel gehören zu den Nachkommen.
Beide Jubilare wurden in der Ukraine, Franz am 20. November 1931 und Rosa Merdian am 12. Dezember 1929, geboren. Sie wuchsen mit mehreren Geschwistern auf und mussten von Kindheit an in der Landwirtschaft arbeiten. 1941 wurden viele deutschstämmige Männer zur Wehrmacht eingezogen. 1943 verließen die Familien vor der näherkommenden Front die Heimat und kamen in das Warthegau, später nach Brandenburg. Nach Kriegsende wurden sie von den Russen nach Sibirien gebracht. Von August bis Oktober dauerte die Fahrt, bei der viele Menschen, vor allem Kinder und Alte, starben.
Franz und Rosa Merdian verloren sich nie aus den Augen. Auch nicht, als sie als Waldarbeiter eingesetzt wurden und mit Handsäge und Axt Bäume fällen mussten. Nach der Heirat schafften es die beiden, sich sogar einen kleinen Besitz zu schaffen, den sie bei der Ausreise verkauften.
Franz Merdian arbeitete bis zum Ruhestand im Bauunternehmen Kükelhan. Mit Liebe und handwerklicher Begabung richteten sich die Merdians ihr Haus am Lerchenweg ein. Auch ein Garten gehört dazu. Hier verbringen die beiden ihren Ruhestand.

Artikel vom 26.02.2005