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IG Metall
wirft Kaup
Polemik vor

Streit um Brandner

Von Michael Delker
Gütersloh (WB). Zwischen der IG Metall Gütersloh und dem Chef der CDU-Kreistagsfraktion, Ludger Kaup, fliegen die Fetzen. Ausgangspunkt des Streits sind die Verhandlungen bei der Firma Gustav Wolf, die zur 40-Stunden-Woche zurückkehren möchte (das WESTFALEN-BLATT berichtete).

Mit deftigen Worten hatte Kaup am Mittwoch Klaus Brandner, den ersten Bevollmächtigten der IG Metall Gütersloh, attackiert. »In Berlin redet er als wirtschafts- und arbeitsmarktpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion davon, dass der Wirtschaftsstandort Deutschland attraktiver und die Rahmenbedingungen wirtschaftsfreundlicher werden müssen. Und hier vor Ort bremst der Gewerkschaftler Brandner ein mittelständisches Unternehmen aus, das gemeinsam mit Betriebsrat und Gewerkschaft nach einer Lösung sucht, um die Arbeitsplätze in Gütersloh zu retten. Er unterstellt von vornherein inakzeptable Forderungen und kündigt Widerstand an«, polterte Kaup. Brandner müsse sich entscheiden, auf welcher Seite er stehe. Er verheddere sich argumentativ in den unterschiedlichen Sichtweisen seiner beiden voll bezahlten Fulltime-Jobs.
Die Reaktion der IG Metall Gütersloh (»Die Mitglieder sind empört«) kam gestern prompt. Brandner habe auf eine Meldung des WDR, nach der die Firma Wolf angeblich mit Stellenabbau drohe, sachlich Stellung bezogen und mitgeteilt, dass das Unternehmen eine Öffnung des Tarifvertrags anstrebe. Die Verhandlungsbereitschaft der IG Metall habe er deutlich zum Ausdruck gebracht. Sein Entsetzen äußerte der Betriebsratschef der Firma Wolf, Roland Stiens. Er wirft Kaup vor, die gerade erst begonnenen Verhandlungen durch parteipolitische Polemik belasten zu wollen. »Wir wissen zu schätzen, dass Klaus Brandner sein politisches Gewicht bei solchen Verhandlungen einbringen kann«, erklärt Stiens. Der für Wolf zuständige Gewerkschafter Reinhold Tönjes glaubt ebenfalls, dass andere Motive als die Sorge um Arbeitsplätze bei Kaup vorgeherrscht haben. »Herr Kaup müsste wissen, dass sich Verhandlungen, die sich auf dem sensiblen Feld der Arbeitsplatzsicherung und -erhaltung bewegen, nicht geeignet sind, parteipolitisch vermarktet zu werden.«

Artikel vom 25.02.2005