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Alles auf eine Karte gesetzt

Pascal Hofbükers verschlungener Weg vom TSV zum Lokalrivalen Spvg.

Von Sören Voss
Steinhagen (WB). Er war das Supertalent schlechthin im gesamten Fußball-Kreis. Als C-Jugendlicher verließ Pascal Hofbüker den TSV Amshausen mit dem Traum von der großen Bundesliga-Bühne. Doch dem heute 21-Jährigen erging es wie vielen ambitionierten Nachwuchshoffnungen: Aus dem großen Sprung wurde ein kleiner Hopser Ñ Luftlinie sind es gerade mal drei Kilometer bis zu seinem aktuellen Club, dem Landesligisten Spvg. Steinhagen.

»Dass ich mal bei den Roten lande, hätte ich damals nie gedacht«, erinnert sich Hofbüker noch gerne an die Anfänge als Spielmacher bei den »Blauen«. Bis zur C-Jugend führte »Calli« seine Amshausener zu zahlreichen Erfolgen, ehe der damalige Kreis- und Westfalenauswahlspieler den Angeboten des DSC Arminia mit 14 Jahren nicht mehr widerstehen konnte.
Hofbüker setzte alles auf eine Karte - den Fußball. Die Schule musste hinten anstehen (»Vielleicht war ich auch einfach zu faul«) und nach dem Realabschluss auf der höheren Handelsschule brach das Fußball-Talent seine weitere Ausbildung zu Gunsten des runden Leders sogar komplett ab.
In der Jugend des Bundesligisten lief zunächst alles nach Plan: Obwohl ihn Pfeiffersches Drüsenfieber und ein halbes Jahr beim SC Herford (ausgeliehen) zurückwarfen, schien mit der Rückkehr zum DSC in der A-Jugend-Regionalliga der Anschluss wieder hergestellt. Mit einem ordentlichen Vertrag ausgestattet, rückte »Calli« 2001 in die Amateur-Mannschaft auf und durfte sogar einige Male bei den Profis unter Benno Möhlmann mit trainieren. »Uwe Rapolder nimmt die Jugendspieler jetzt regelmäßig dazu, aber bei Möhlmann war das was ganz Besonderes«, gehörte Hofbüker unter anderem mit Finn Holsing zum »erlauchten Kreis«.
Doch während Holsing und auch Teamkollege Matthias Langkamp sogar etwas später in der Bundesliga eingesetzt wurden, schaffte Hofbüker den Sprung nicht. Er hatte in der Oberliga genug Probleme, musste sogar zeitweise in der Bezirksliga-Mannschaft ran. »Mit Jürgen Prüfer ging gar nichts. Wir hatten einfach unterschiedliche Vorstellungen«, sagt »Calli«, der erst wieder mit dem neuen Trainer Maik Walpurgis Licht am Ende des Tunnels sah. Denn unter dem »Roten Baron« entwickelte sich das Altkreistalent (mittlerweile als rechter Verteidiger) langsam, aber sicher zum Stammspieler in der Oberliga-Elf.
Aber bei acht Trainingseinheiten (!) plus Spiel pro Woche rebellierte der Körper gegen die (zu) große Belastung. Nach unzähligen kleineren Verletzungen legte im März 2004 ein Ermüdungsbruch im Beckenbereich Hofbüker lange lahm. »Weil die richtige Verletzung erst ziemlich spät erkannt wurde, hat es sieben Monate gedauert, bis ich wieder locker laufen konnte.« Er wusste: »Damit hatte ich eine entscheidene Phase verpasst.« Inzwischen war der Zug im aufgestiegenen Regionalliga-Team abgefahren. Hofbüker sollte in dieser Saison den Anschluss mit Spielpraxis beim Oberligisten VfB Fichte schaffen und anschließend zur Arminia zurückkehren.
Doch auch die zunächst viel versprechende Perspektive in der Rußheide zerschlug sich nach kurzer Zeit. Hofbüker war einfach noch nicht so weit: »Nach der langen Zeit ohne Training hatte ich einiges zugenommen und war eben noch nicht fit.« Für das einstige Supertalent folgte Tiefpunkt: Zwangsversetzung in Fichtes Kreisliga-Mannschaft. »Das hat keinen Spaß gemacht«, folgte Anfang 2005 der Rückschritt vom Oberligisten in die Landesliga. Mit dem Wechsel nach Steinhagen soll es für Hofbüker wieder in die richtige Richtung gehen, Spvg.-Trainer Studtrucker baut auf ihn im Zentralen Mittelfeld.s
»Endlich wieder Tritt fassen und Fußball spielen«, ist Pascal Hofbüker mit seinen Wünschen bescheidener geworden. In der Vergangenheit setzte er auf sein Talent und ordnete alles dem runden Leder unter, nun denkt er um: »Die Schule steht im Vordergrund. Ich will erstmal mein Fachabitur nachholen.« Der Neu-Steinhagener weiß, dass sein Traum vom großen Profi-Fußball geplatzt ist. »Ich habe alles auf die Karte Fußball gesetzt - es war im Nachhinein die falsche Entscheidung. Aber wenn ich es nicht probiert hätte, würde ich mir jetzt vielleicht Vorwürfe machen.«

Artikel vom 26.02.2005