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Das Wort zum Sonntag

Von Eberhard Helling, Pfarrer in Lübbecke


Ein großer Traum bewegt die Menschheit - der Traum von einem weltweiten, dauerhaften Frieden, der alle Staaten und alle Religionen und alle Generationen umfasst. Es ist ein Traum, der nicht eher zu Ende geträumt sein kann, als bis er in Erfüllung gegangen ist. Zu diesem Traum gehören wohl viele einzelne Bilder, ein enormes Mosaik, zusammengesetzt aus der Fülle der politischen Interessen, den vielen unterschiedlichen Angeboten zur Lebenserfüllung, den mannigfachen Zielen im Blick auf das, was für das Zusammenleben das Wichtigste ist.
Da entscheidet jeder für sich, was ihm nützlich scheint. Da muss jede Gruppe ihre Zielsetzungen klären, um für sich Fortschritte zu erzielen. Da bleibt das Wechselspiel der Interessen eine stete Diskussion um den richtigen Weg. Um wahre Einigkeit zu finden, müssten alle Einzelinteressen so aufeinander abgestimmt sein, dass sie nicht gegeneinander gerichtet sein können, sondern einigende Kraft bekommen. Ein großer Traum bewegt die Menschheit - ein Traum vom Frieden, in dem das Menschengeschlecht in Einheit miteinander lebt, ohne Krieg, ohne Gewalt, aber mit Kraft und Hoffnung, mit Liebe und Toleranz.
Träume mögen Schäume sein, aber sie haben auch immer einen Bezugspunkt zum Leben. Da kann im Traum verarbeitet werden, was sich in früherer Zeit zugetragen hat. Da können Erlebnisse trauriger oder freudiger Natur im Traum der Seele wieder erscheinen. Und es kommt auch vor, dass ein Traum plötzlich Bilder bietet, die man keiner Stelle des eigenen Erlebens zuordnen kann. Erst später, vielleicht Tage, Wochen oder Monate erlebt man eine bestimmte Situation, die einem bekannt vorkommt und mit einigem Nachprüfen kommt es einem in den Sinn, dass genau dieses Bild Gegenstand eines Traumes war.
Ein großer Traum bewegt die Menschheit - ein Traum vom Frieden. Solange dieser Traum geträumt wird, ist Hoffnung vorhanden, dass er auch eines Tages in Erfüllung gehen kann. Wenn erst kein Mensch mehr hofft, dass wahrer Frieden möglich ist, dann ist auch der letzte Ansporn geschwunden, etwas einzusetzen, um das Ziel zu erreichen.
Mit der Botschaft des Neuen Testaments ist ein Punkt der Weltgeschichte benannt, an welchem der Friede schon begonnen hat, zwar nur punktuell, zwar zunächst nur einem begrenzten Kreis von Menschen erlebbar gemacht, aber dennoch: Der Anfang zum Frieden. Der Apostel Paulus sagt es ganz kurz und knapp: Er ist unser Friede. Christus ist gemeint. In ihm ist der Anfang gemacht für den Frieden zwischen Mensch und Gott und für den Frieden der Menschen untereinander. In ihm hat der große Traum der Menschheit angefangen, in Erfüllung zu gehen, dauerhaft und verlässlich.

Artikel vom 26.02.2005