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»Wir stehen zum Standort Deutschland«

Steckverbinder und Lichtwellenleiter - Ratioplast-Electronics zieht von Löhne nach Lübbecke

Von Lars Rohrandt
Löhne (WB). Wachstum und Modernisierung sind für die Löhner Ratio-plast-Gruppe die Gründe, ihren Sitz am Tichelbrink im Stadtteil Gohfeld zu verlassen und nach Lübbecke zu ziehen. »Wir stehen zum Standort Deutschland«, sagt der 42-jährige Martin Helweg, Geschäftsführer von Ratioplast-Electronics. Es werden also auch weiterhin hochwertige Steckverbinder und Lichtwellenleiter aus Ostwestfalen-Lippe auf dem europäischen Markt vertreten sein.

In Lübbecke errichtet der Industrie-Elektronikhersteller Ratioplast auf einem 8000 Quadratmeter großen Areal am Jockweg eine 3000 Quadratmeter große Betriebshalle. Zur Löhner Gruppe gehören die Unternehmen Ratioplast-Electronics (RPE) mit 74 Mitarbeitern und Ratioplast-Optoelectronics (RPO) mit 21 Mitarbeitern. Beide werden als GmbH geführt.
RPE entwickelt und fertigt hochwertige Steckverbinder für die Elektroindustrie. »Weitere Tätigkeitsfelder sind die Konstruktion und Herstellung von Spritzgießwerkzeugen für die Elektro- und Autoindustrie«, erklärt Martin Helweg. Im neuen Golf V findet sich in der Systemsteuerung ebenso ein RPE-Produkt wie in der Luxus-Limousine Phaeton. Dort ist ein Stecker aus Gohfeld mitverantwortlich für die Sitzhöhenverstellung.
Zu ihren Kunden zählt RPE Firmen wie Siemens, Kostal, Hella und Dräger Medizintechnik. Einen wesentlichen Schwerpunkt der zukünftigen Aktivitäten sieht das Unternehmen in der Bearbeitung von kundenspezifischen Lösungen. »Von der Entwicklung bis hin zur Serienreifen«, sagt der RPE-Geschäftsführer.
Die Anfänge von Ratio-plast liegen im Jahr 1966. »In meiner Garage ging es los - als Vertrieb mit drei Mitarbeitern«, erzählt Helmut Wiedemann, Unternehmensgründer und Inhaber von Ratioplast-Electronics. Später kam die Fertigung hinzu. Seit 1987 befindet sich Ratioplast nun am Tichelbrink. 1994 folgte die Gründung von Ratioplast-Optoelec-tronics. »Unser Ziel war es, für den wachsenden Markt der industriellen Anwendung Lichtwellenleiter-Technik, Bauelemente und Übertragungssysteme zu entwickeln und herzustellen«, erklärt der 76-jährige Wiedemann, RPO-Mehrheitseigner.
»Das ist eine wirkliche Zukunftsbranche«, beschreibt Erhard Thiel den Lichtwellenleiter-Markt, auf dem RPO tätig ist. Elektrischer Strom wird in einen Lichtstrom umgewandelt. Glas- oder Kunststofffasern seien dem herkömmlichen Kupferkabel nun mal hoch-überlegen. Es könnten höhere Datenmengen über größere Distanzen übertragen werden, erklärt der 64-jährige RPO-Vertriebsleiter.
Die Produkte im Bereich der so genannten Optoelektronik finden viele Abnehmer: Neben der Elektroindustrie und dem Maschinenbau sind dies insbesondere die Kfz- und die Verkehrstechnik. Flugzeuge, Schiffe und Eisenbahnen wären ohne die neue Technik um einiges schwerer.
Beim Blick in die Zukunft schaut Erhard Thiel nicht ausschließlich auf die Indus-trie: »Lichtwellenleiter werden sich auch für Privathaushalte eignen.« Die Breitbandkommunikation ist das künftige Thema dieser Technik. RPO erhielt Fördermittel des Bundesforschungsministeriums und einen Erfinderpreis des Landes Nordrhein-Westfalen. Mit dem Fraunhofer-Institut gibt es eine enge Zusammenarbeit.
Trotz der angespannten wirtschaftlichen Situation konnte die Ratioplast-Gruppe ihren Umsatz in den vergangenen Jahren kontinuierlich steigern. »Zwischen fünf und zehn Prozent«, sagt Martin Helweg. Die Innovationskraft der Unternehmen mache den Erfolg aus, ist sich Gründer Wiedemann sicher. »Als kleines Unternehmen ist es uns möglich, überall am Markt tätig zu sein«, ergänzt Erhard Thiel. Und Martin Helweg fordert, dass die Firmenphilosophie, Flexibel zu sein, auch nach dem Umzug beibehalten werden müsse. Die Basis der Flexibilität sei, so der RPE-Geschäftsführer, der hohe Grad der Fertigungstiefe. 90 Prozent der benötigten Produkte kämen aus dem eigenen Haus. »Wir kaufen nur zehn Prozent der Leistungen ein.«
Zum 1. Juli soll das neue Gebäude in Lübbecke bezogen werden. Bis zum Jahresende ist es geplant, die Produktion in einem Zweischichtbetrieb laufen zu lassen. »Wenn es der Markt zulässt, könnten einige neue Arbeitsplätze entstehen«, formuliert Martin Helweg vorsichtig optimistisch.
Die Verantwortlichen freuen sich auf jeden Fall auf den Umzug nach Lübbecke. »Das neue Gebäude wird der Entwicklung des Unternehmens Rechnung tragen«, sagt Helweg. Gleichzeitig machen sie der Stadt Löhne aber keine Vorwürfe. »Es sind uns Gelände und Gebäude angeboten worden.« Aber das Richtige sei nun einmal nicht dabei gewesen.
www.ratioplast.com

Artikel vom 05.03.2005