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Glaswürfel beheimatet Klassische Moderne

Stuttgart hat ein neues Kunstmuseum bekommen - offizielle Eröffnung am 4. März

Von Stephanie Lettgen
Stuttgart (dpa). Noch lehnt neben Otto Dix' »Sieben Todsünden« eine Leiter. Wenige Meter weiter bringen Techniker letzte Beschriftungen an. Schon am 4. März öffnet Stuttgarts neues Domizil der städtischen Kunstsammlung seine Türen.

In dem 67 Millionen teuren Glaswürfel in der Innenstadt sollen Werke der Klassischen Moderne und der zeitgenössischen Kunst präsentiert werden. »Gleichzeitig wollen wir auch den regionalen Aspekt ganz stark betonen«, sagt die Direktorin des Museums, Marion Ackermann. Bis zum Jahresende wird mit mindestens 300000 Besuchern gerechnet. Der 26 Meter hohe Würfel im Zentrum von Stuttgarts Einkaufsmeile lässt von außen nicht erahnen, welch weitläufige Ausstellungsflächen sich hinter der Glasfassade verbergen. Denn für das Museum sind unter dem Kubus auch zwei ehemalige Tunnelröhren ausgebaut worden, die unter dem Kleinen Schlossplatz entlang ziehen. Für diese ungewöhnliche Konstruktion mit ihren bewusst beibehaltenen Schrägen und teils hohen Wänden sind einige Künstler extra mit Werken beauftragt worden, darunter Simone Westerwinter, deren großes pink-weiß-rotes Flokati-Wandbild »84 qm beste Lage« die Aufmerksamkeit auf sich ziehen soll.
Mit der Eröffnung des neuen Kunstmuseums finden gleich zwei Geschichten ihren Abschluss: Jahrzehnte lang wurde um die Gestaltung des Kleinen Schlossplatzes gestritten, der als verfehlter Städtebau galt. »Gleichzeitig hat die städtische Sammlung nach 80 Jahren in wechselnden und beengten Räumlichkeiten endlich ihren Platz gefunden«, meint Ackermann. Für die 40-Jährige geht mit dem Neubau ein Traum in Erfüllung: »Die Möglichkeit, ein Gebäude, in dem noch nie ein Bild gehangen hat, zum ersten Mal zu besetzen, ist faszinierend.«
Im Kunstgebäude, in dem die Sammlung bisher untergebracht war, standen lediglich 1000 Quadratmeter zur Verfügung. In dem mehrstöckigen Museumsneubau sind es 5000 - Platz genug, um die 15 000 Werke der Sammlung unterzubringen. Zur Eröffnungsausstellung können etwa 450 Exponate präsentiert werden, mehrere Großinstallationen finden ihren Platz. Jährlich sollen drei Sonderausstellungen gezeigt werden.

Artikel vom 23.02.2005