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Menschenkenntnis und Tiefsinnigkeit

Veronica Ferres in »Kein Himmel über Afrika« nach dem Roman von Kerstin Cameron

ARD, 20.15 Uhr: Die Geschichte von Kerstin Cameron bewegte die Welt -Êund Veronica Ferres. Die Verfilmung »Kein Himmel über Afrika« ist heute und morgen zu sehen.

Die heute 44 Jahre alte Cameron, als Tochter deutscher Eltern in Nigeria geboren, saß 1998 und 1999 unschuldig 370 Tage lang in einem tansanischen Gefängnis, weil sie des Mordes an ihrem Mann, dem Neuseeländer Cliff Cameron, beschuldigt wurde. Nur wenige Tage nach dem Freispruch traf sich Schauspielerin Ferres mit Kerstin Cameron in München und erwarb die Filmrechte an ihrer Lebensgeschichte, die Cameron in einem Buch niederschrieb.
Fast vier Jahre dauerte es nach dem ersten Schritt von Veronica Ferres über acht Drehbuchfassungen bis hin zum Ende der Aufnahmen in Südafrika. Dann war der Zweiteiler unter Dach und Fach. Die Konstruktion ist für einen deutschen TV-Film ungewöhnlich. Mit der Ferres-Firma Bella Vita, der Ufa-Tochter teamworx, EOS-Film und der ARD-Tochter Degeto beteiligten sich gleich vier Produzenten an dem sechs Millionen Euro teuren Film.
Nicht immer sind die Betroffenen mit einer Verfilmung ihres Lebens oder eines Teils davon glücklich. Kerstin Cameron ist aber zufrieden. »Der Film hat mich überrascht«, sagt sie. »Veronica Ferres, die anderen Darsteller und die Produktion sind mit Menschenkenntnis und Tiefsinnigkeit an das Projekt herangegangen.« Während der Prozess-Szenen habe sie ehrlich geweint, gesteht auch Ferres. »Aber abbrechen konnte ich nicht, das kann nur der Regisseur.« Bei dem handelte es sich um Roland Suso Richter, der »eigentlich nicht noch einen Film über Afrika drehen wollte«, wie er sagt, sich dann aber überzeugen ließ und begeistert war. Doch nicht der Prozess vor dem tansanischen Gericht bildet den Mittelpunkt der Geschichte. »Ich wollte eine Liebesgeschichte erzählen«, sagt Veronica Ferres.
Der Zweiteiler kommt jedoch erst mühsam zur sich tragisch entwickelnden Liebesgeschichte. Denn zuerst sind die Kameras auf die erste Ehe von Kerstin Cameron, die in dem Film Catherine Coburn heißt, gerichtet. Das Leben mit ihrem ersten Mann, Roberto (Enrico Mutti), behagt ihr nicht mehr, als der sensible und verführerische Pilot Gordon (Jean-Hugues Anglade) auftaucht und sie aus der Ehe reißt. Sie lässt sich scheiden und beginnt mit Gordon einen neuen Lebensabschnitt, der zunehmend von Gordons Labilität und seiner Alkoholsucht geprägt wird, bis schließlich - aber erst im zweiten Teil des Films - der entscheidende Schuss fällt.

Artikel vom 23.02.2005