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»Geld und Top-Halle fehlen hier«

Hochklassiges Badminton bräuchte in Gütersloh Zeit - Da hilft auch keine Fusion

Von Marco Purkhart
(Text und Foto)
Gütersloh (WB). An diesem Wochenende steigt das Spiel des Jahres für alle Badminton-Liebhaber: Die heimischen Verbandsliga-Spitzenteams BSC Gütersloh und TuS Friedrichsdorf machen den Aufstieg unter sich aus. Wir plauschten mit den Spielern Ralf Löffler (40, BSC) und Andreas Volke (30, TuS).

Im Fußball ruft solch ein Finale unter Nachbarn manchmal eine an Feindschaft grenzende Rivalität hervor. Sind Badminton-Spieler genau so verbissen?Volke: Nein, wir sind ganz friedlich. Alleine deshalb, weil uns das Netz voneinander trennt.
Löffler: Genau! Badminton lebt ohnehin mehr als andere Sportarten vom fairen Miteinander - wir haben bis in die Oberliga schließlich keine Schiedsrichter.
Auch das Zuschauer-Interesse ist im Vergleich zum Fußball weitaus geringer. 10 bis 20 Fans pro Partie - ein ziemlich ernüchternder Schnitt. Werden wenigstens zum Derby mehr kommen?Löffler: Wir als Gastgeber rechnen mit 50 Leuten, das wäre okay. In der Halle im Schulzentrum West können wir eh nur ein paar Holzbänke aufstellen. Das ist natürlich nicht so attraktiv, aber mit der Verbandsliga kann man sowieso niemanden vom Hocker hauen.
Es gab Zeiten, da kämpften Ihre Mannschaften in der Regionalliga vor einer stattlichen Kulisse gegeneinander. Auch Sie beide waren damals dabei. Schmerzt die Erinnerung daran heute nicht sehr?Volke: Nun, es macht auch heute noch Spaß. Aber damals hat allein der Name der Spielklasse natürlich schon mehr gezogen. Das war eine große Motivation. Andererseits habe ich persönlich in der Verbandsliga mehr Einsätze.
Löffler: Ich habe ja sogar die Zeit in der 2. Bundesliga miterlebt. Das war wirklich eine sehr schöne Erfahrung, die ich nicht missen möchte. Ich breche dennoch nicht in Depressionen aus, denn so schlimm ist der sportliche Absturz für mich persönlich nicht. Ich kann dem ganzen sogar etwas Positives abgewinnen: Man ist nicht mehr so fanatisch und kann mit Niederlagen besser leben.
Wer das Derby gewinnt, steigt auf. Auch wenn Sie scheinbar mit der Verbandsliga leben können: Wäre es nicht reizvoll, der einzige heimische Klub in der Oberliga zu sein?Volke: Aus Prestige-Gründen nicht, aber sehr wohl als sportliche Herausforderung. Denn zwischen dieser und der aktuellen Liga liegen zwei Klassen. Weil wir im TuS ohnehin einen Hang zum Leistungssport haben, wäre ein Aufstieg in der Tat attraktiv.
Löffler: Mein BSC war ja, bevor wir uns im Winter mit der Ersten zurückzogen, schon in der Oberliga. Diesen Status wollen wir wieder erreichen. Dadurch kann man leichter talentierte Spieler und Sponsoren anlocken.
Apropos Sponsoren: Hängt die Aussicht, dass in Gütersloh in Zukunft nochmals hochklassiges Badminton gespielt wird, ausschließlich vom Geld ab?Löffler: Leider ja. Es ist Fakt, dass kein Spitzenspieler für umsonst kommt. Und wir haben hier in Gütersloh kein vernünftiges Badminton-Center, dass attraktiv genug wäre und die Standards für Bundesliga-Auftritte erfüllt.
Volke: In der Tat. Kurzfristig wird es niemand bis ganz nach oben schaffen. Wir müssen stattdessen den Weg über die Jugend gehen. Das ist unsere Zukunft.
Halten Sie eine Fusion zur Bündelung der Kräfte beider Klubs ausgeschlossen?Volke: Vollkommen! Das ist organisatorisch nicht möglich, weil man unsere Abteilung aus dem Gesamtverein herausreißen müsste und wir damit die Halle verlören. Auch eine Spielgemeinschaft wie im Handball ist ab der Oberliga nicht mehr zulässig.
Löffler: Und außerdem würde eine Fusion den BSC auslöschen, weil wir nun einmal ein reiner Badminton-Verein sind. Da bleibt nichts mehr übrig. Dann gäbe es keine Derbys mehr - und was ist schöner, als wie jetzt gegen den TuS anzutreten. Ich freue mich!
Volke: Ich mich auch, das wird klasse und sehr unterhaltsam!

Artikel vom 19.02.2005