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»Tausendmal Du« aus
vielen hundert Kehlen

Publikum feierte nochmal die »Münchener Freiheit«

Von Andrea Auffenberg
(Text und Foto)
Paderborn (WV). Es ist einfach unglaublich: da stehen fünf smart gestylte Mannsbilder gesetzteren Alters auf der Bühne, frohlocken »Zeig mir die Nacht, Marie!« oder schmachten von der »Liebe auf den ersten Blick« - und das Publikum im randvollen Saal des Capitol-Theaters in Paderborn steht Kopf.

Die Rede ist nicht von irgendeiner Schlagerband, sondern von der »Münchener Freiheit«, jener Kult-Formation, die in den 80ern aus den Tiefen der Neuen Deutschen Welle auftauchte und deren Hit »Ich steh auf Licht« (selbstverständlich auch mit im schier endlosen Programm) nahezu jeder Teenie mitträllern konnte. Ziemlich schnell jedoch konzentrierte sich das Quintett auf das, was seitdem zu seinem unabdinglichen Markenzeichen geworden ist: gefühlvoll-seichte Popmelodien mit Texten, die sich ausschließlich um das Thema Liebe drehen.
Und genau diese ganz bewusst in Kauf genommene Dosis Herz-Schmerz mit garantiertem Gänsehauteffekt unterschiedlichster musikalischer Facetten bekamen die begeisterten Zuhörer am Donnerstagabend auf einem glanzvollen Tablett serviert.
Gleich zu Beginn beschwor man eine »Geile Zeit« herauf - so zumindest heißt die aktuelle CD (übrigens das nunmehr 15. Studioalbum) der erfolgreichen Pop-Band um den nach all den Jahren immer noch erfrischend jugendlich singenden Allroundmusiker Stefan Zauner, der die übrigen Mitglieder zusätzlich mit einer Fender-Telecaster unterstützte.
Vom neuen Album hörte man dann allerdings mit weiterhin stilgetreuen Songs wie »Dreh die Zeit noch mal zurück«, »Ein Engel wie du« und »Leuchtturm« nur recht wenig. Was wirklich zählte, waren vor allem die alten Stücke, und die hatten es in sich. Zusammen mit Gitarrist Aron Strobel an der Blade Stratocaster (mit aktiven Pick-Ups), Rennie Hatzke (drums), Michael Kunzi (abwechselnd am vier- und fünfsaitigen Bass) und Alexander Grünwald (Keyboard) ließ Stefan Zauner im typischen Stil des perfekten Münchener-Freiheit-Satzgesangs romantische Rock-Pop-Songs wie »Herz aus Glas« oder »Diana« wirkungsvoll aufleben. Lediglich die hammerharten Syn-Technobeats gerade beim Kultsong »Oh Baby« wirkten da etwas befremdend.
Erstaunlicherweise nicht wenige im altersmäßig bunt gemischten Publikum entdeckten bei den kunstvoll und mit melodiösem, stilvollendetem Chorgesang dargebotenen Stücken ihre romantische Ader und schmetterten zusammen mit ihren Idolen Hits wie »Ohne dich«, »Tausendmal du« oder »Ich will dich noch mal« durch den Saal.
Nach zwei Stunden verschmolz als Zugabe der kurze Jam an Drums und Bass mit dem Lied »Rumpelstilzchen«, gefolgt von »Solang man Träume noch leben kann«. Bei der allerletzten Zugabe »I love Rock'n Roll« wechselten sämtliche Bandmitglieder die Instrumente, und Schlagzeuger Rennie Hatzke wurde kurzerhand zum Sänger. Den Fans gefiel's -Êwas der jubelnde Applaus bewies.

Artikel vom 19.02.2005