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Die Gebote der Religionen

Runde diskutiert, was Christen und Muslime verbindet


Spenge (SN). »Reinheitsgebote im Islam und im Christentum« lautete das zugkräftige Thema der aktuellen Runde »Bei Tisch gefragt - bei Tisch gesagt«. 60 Christen und Muslime, unter ihnen der Imam Ali Balci, waren der Einladung des Vorbereitungskreises ins evangelische Gemeindehaus Spenge gefolgt.
In der gemeinsamen Absicht, voneinander zu lernen, lauschten die Zuhörer zunächst zwei Referaten.
Der Islamwissenschaftler Wolf D. Aries aus Hannover beschrieb sehr verständlich, aber dennoch anspruchsvoll, die für alle Muslime gültigen Grundsätze ihres Glaubens.
Im Vordergrund stand das Thema Reinigung vor den Gebeten. Diese sei kein äußerliches Ritual sondern ein Bekenntnis zu Gott und leitete die Rückkehr des gläubigen Muslim in den sündlosen Urzustand ein, in dem der Mensch auf die Welt gekommen ist.
Hier wurde der Gegensatz zum christlichen Bekenntnis sichtbar. Danach ist der Mensch von Geburt an getrennt von Gott, also sündig.
Der Christ erlebt durch Gottes Zuwendung die Erlösung aus seiner Gottferne. An einem Beispiel aus dem Markusevangelium zeigte die Spenger Pastorin Brigitte Janssens, was Jesus dem damaligen religiösen Establishment provozierend entgegenhielt. »Es gibt nichts, was von außen in den Menschen hineingeht, das ihn unrein machen könnte, sondern was aus dem Menschen herauskommt, das ist's, was den Menschen unrein macht.« Es folgt eine lange Liste: böse Gedanken, Habgier, Hochmut (Markus 7, 1 - 23).
Wenn Gott als Quelle der Wahrheit aufgefasst wird und nicht »die Wahrheit« zum Gott gemacht wird, kann trotz grundlegender Gegensätze das Gespräch geführt werden. Das ist die ermutigende Erfahrung, die dieser Abend vermittelt, fasst Gerd Heining vom Vorbereitungskreis zusammen. Einvernehmend stellten Christen und Muslime bei einem Lutherwort fest: »Woran der Mensch sein Herz hängt, das ist sein Gott!«

Artikel vom 18.02.2005