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20 verbindliche Anmeldungen sind Untergrenze

Diskussion um Ganztagsgrundschule

Pr. Oldendorf (wm). Gut eine Stunde beschäftigte sich der Schul-, Bildungs-, Kultur- und Sportausschuss am Mittwochabend mit dem Thema »offene Ganztagsgrundschule« in Pr. Oldendorf. Ziel der Verwaltung war es, ein Votum zu bekommen, um das Projekt konzeptionell weiter vorantreiben und entsprechende Zuschüsse beantragen zu können, wie Bürgermeisterin Anke Korsmeier-Pawlitzky formulierte. Dieses Votum wurde mit acht Ja- bei drei Neinstimmen und zwei Enthaltungen auch erteilt.

Allerdings wurden in der Diskussion Unterschiede in der Beurteilung dieses Vorhabens deutlich. CDU-Sprecher Ernst-August Schrewe erklärte, dass seine Fraktion nicht gegen die offene Ganztagsgrundschule sei, sofern die erforderlichen Anmeldezahlen erreicht würden. Dabei müsse ihre Rechtsverbindlichkeit geprüft werden. Außerdem fehlten Räume, und unklar sei auch, wo eine solche Einrichtung installiert werden solle. Mehrfach machte er aus seiner Sorge keinen Hehl, dass er bei Einführung dieser Grundschulform Gefahr für die Existenz der kleinsten Grundschule in Börninghausen sehe. Man könne aber versuchen, den Schulstandort Börninghausen zu sichern, indem man hier eine offene Ganztagsgrundschule einrichte. Dann müsse aber ein Raumprogramm entwickelt werden.
Für die SPD machte Marlotte Oestreich klar, dass man voll hinter diesem Programm stehe, für das es in Pr. Oldendorf selbst mit 25 Kindern den höchsten Bedarf gebe. Hier solle deshalb auch die offene Ganztagsgrundschule eingerichtet werden. Dies mit der Zukunft des Grundschulstandortes Börninghausen zu verbinden, sei Spekulation. Denkbar seien aber auch zwei Standorte. Für sie war nicht vorstellbar, dass das hier bestehende Betreuungsangebot »Schule von 8 bis 13 Uhr« gekippt werden könne.
Die Frage, ob sie ihre Kinder auch an einen anderen Standort zur Ganztagsgrundschule schicken würden, hätten die meisten Eltern verneint, hieß es seitens der Verwaltung, die gleichzeitig Zahlen der in den nächsten Jahren in Börninghausen erwarteten Schulanfänger nannte. Danach werden 2006 voraussichtlich 29 Kinder eingeschult, ein Jahr später 19 Kinder, 2008 werden 24 I-Männchen erwartet, 2009 könnten es 20 sein und 2010 nur noch 14. Jedoch seien 15 Mädchen und Jungen notwendig, um eine Klasse bilden zu können.
Ob die offene Ganztagsgrundschule in Pr. Oldendorf tatsächlich eine Zukunft hat, dürfte sich erst dann entscheiden, wenn Eltern ihre Kinder verbindlich anmelden und auch bezahlen müssen, hieß es übereinstimmend. Hans Eickemeyer wies als sachkundiger Bürger darauf hin, dass bereits vor Jahren ein ähnliches Vorhaben in Pr. Oldendorf an den Kosten gescheitert sei. Außerdem reichten auch die Räume in Börninghausen nicht aus, um »Schule von 8 bis 13 Uhr« und die offene Ganztagsgrundschule gleichzeitig zu realisieren.
Börninghausens Grundschulleiterin Rosmarie Blumenthal bezeichnete die Entwicklung der Schülerzahlen als »nicht so dramatisch«, trägt aber eine offene Ganztagsgrundschule mit. Börninghauser Eltern würden eher ihre Kinder in eine solche Einrichtung nach Pr. Oldendorf schicken als umgekehrt, vermutete sie. Der Standort für diese Grundschulform müsse ebenso festliegen wie die Kosten; sonst seien Elternangaben wenig aussagekräftig. Und die Pr. Oldendorfer Grundschulleiterin Heidi Freudenstein, Verfechterin einer Ganztagsschule, hielt es für völlig offen, wie Eltern letztlich auf das kostenpflichtige Angebot einer »offenen Ganztagsgrundschule« reagieren. Fahrtkosten, von Eltern zu tragen, seien abschreckend, so Dieter Schlüter, Leiter der Grundschule Holzhausen. Drei Eltern aus seinem Schulbereich hätten sich zum Schuljahresbeginn entschieden, ihre Kinder zur offenen Ganztagsgrundschule nach Lübbecke zu schicken. Zwei seien mittlerweile wieder zurückgekommen.
Der Ausschuss beschloss, offene Ganztagsgrundschulen in Pr. Oldendorf und Börninghausen einzurichten, sofern jeweils 20 Kinder angemeldet werden. Weiter soll in Holzhausen regelmäßig der Bedarf ermittelt und gleichzeitig gefragt werden, ob Eltern ihre Kinder auch nach Börninghausen in eine solche Schule schicken würden. Die Fahrtkosten sind nach Verwaltungsangaben von der Stadt zu tragen.

Artikel vom 18.02.2005