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Treppenbau mit viel Schwung

Tischlerei Strotmeier bietet von Planung bis zur Montage alles aus einer Hand

Von Oliver Horst
Sassenberg/Altkreis Halle (WB). Täglich die immer selben Stücke mit immer gleichen Maßen zu fertigen, das ist nichts für Clemens Strotmeier. Der Tischlermeister liebt besondere Herausforderungen. Und die hat der 55-Jährige im Treppenbau gefunden. Sein Neun-Mann-Betrieb im Sassenberger Ortsteil Füchtorf an der Grenze zu Versmold hat sich auf diesen Schwerpunkt spezialisiert. Vorzeigeobjekte in einem Schweizer Hotel und einem Münsteraner Juweliergeschäft finden große Anerkennung.

50 bis 70 Treppen entstehen jedes Jahr in der Tischlerei im Sassenberger Ortsteil Füchtorf von der Planung am Computer bis zur Montage. »Jede Treppe ist anders, jeder Auftrag unterscheidet sich vom anderen«, sagt Clemens Strotmeier. »Wir bauen für den normalen Häuslebauer genauso wie für Geschäftskunden.« Der Kundenkreis ist auch im Altkreis Halle und weit darüber hinaus zu finden. Selbst in der Schweiz am Genfer See steht man jetzt auf Treppen aus Westfalen.
»Ein deutscher Geschäftsmann hat dort ein Fünf-Sterne-Hotel erworben und umgebaut«, sagt Clemens Strotmeier. Für zwei Penthouse-Wohnungen wollte dieser unbedingt geschwungene Treppen aus dem Hause Strotmeier haben. Kein ganz einfaches Unterfangen, wie Clemens Strotmeier berichtet. »In der Schweiz dürfen eigentlich keine Handwerker von außerhalb arbeiten.« Deshalb wurde der Auftrag letztlich mit einem Partner vor Ort abgewickelt. Rund um eine Rigipswand, hinter der sich die Innenwange der Treppe versteckt, schlängeln sich seither die Stufen aus Kirschbaum empor, um aus dem Schlafzimmer in der zweiten Etage der Wohnung den Blick hinunter auf den Genfer See zu genießen. »Dieser Auftrag hat besonders viel Spaß gemacht«, sagt Clemens Strotmeier. Montiert hat er die Treppe vor Ort gemeinsam mit einem Mitarbeiter aus mehr als 100 Einzelteilen.
Besonderer Hingucker ist auch die wie freischwebend wirkende Treppe aus gebeiztem Buchenholz in einem Münsteraner Juweliergeschäft. »Das sind die Ringeltauben, die jeder gerne machen möchte.« Drei Wochen lang dauerte die Anfertigung der Treppe mit den hochgezogenen Wangen und einer halben Wendung.
Was bei fast jedem Auftrag gleich ist, ist einzig der Ablauf der einzelnen Schritte: Der Tischlermeister nimmt Maße vor Ort und diskutiert mit Architekten und Kunden die Möglichkeiten. Am Computer erstellt Strotmeier dann ganz individuell die Treppe. Das geht oft innerhalb einer Stunde. Für die eigene Werkstatt gibt es einen Ausdruck in Originalgröße. Hier ist dann handwerkliches Geschick von den zwei Meistern, vier Gesellen und drei Auszubildenden gefragt. »Das Holz lässt sich ja nicht biegen«, sagt Clemens Strotmeier. Deshalb wird aus Kanthölzern und Spanplatten für jede Treppe »mit Schwung« ein Modell angefertigt. Daran werden einzelne Holzschichten angelegt und miteinander verleimt, bis am Ende das gewünschte Ergebnis in Form der Treppenwange steht.
Die Hölzer für die Treppen aus eigener Herstellung kommen im wesentlichen aus heimischen Wäldern. Hauptlieferant ist ein Sägewerk in direkter Nachbarschaft. Geregelt ist in dem in zweiter Generation geführten Betrieb auch schon die Nachfolge: Sohn Ralf (25), selbst Tischlermeister und Betriebswirt des Handwerks, ist im vergangenen Dezember mit eingestiegen. Schwungvoll, da sind sich beide einig, soll es auch in Zukunft weiter gehen.

Artikel vom 21.04.2005