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Von Stefan Küppers

Haller
Aspekte

Denkwürdiger Ausschuss


Diese Sitzung des Haller Sozialausschusses war in mehrfacher Hinsicht denkwürdig. Nicht nur auf die beispielslose Brüskierung der beiden großen Kirchengemeinden soll hier noch einmal eingegangen werden.
Wie muss man sich als Kirchenmann (-frau) wohl fühlen, wenn man über Jahrzehnte der Stadt ihre Aufgabe der Kinderbetreuung abnimmt und dann bei einer dringlichen Hilfsanfrage so wort- und diskussionslos abserviert wird wie am Mittwoch Abend? Dabei wurde das Anliegen nach einem höheren Zuschuss zum Trägeranteil in Form und Inhalt sehr vernünftig vorgetragen. Als Argumentationshilfen wurden die höheren Zuschüsse in Nachbarkommunen sowie der Umstand angeführt, dass die AWO als Kindergartenträger weitaus mehr Geld bekommt.
Doch das ernsthafte Anliegen wurde offenbar gar nicht ernst genommen. Der Ausschuss schwieg einfach und sagte »Nein«. Doch damit nicht genug der Peinlichkeiten: Der Ex-Sozialausschuss-Vorsitzende Amendt (SPD) gab zu erkennen, dass er die Wortführerin auf Kirchenseite, Birgit Winterhoff, gar nicht kannte. Dass einem Politiker eine langjährig ortsansässige Pfarrerin und Kindergarten-Verantwortliche unbekannt ist, wirft die Frage auf, ob solche Sozialexperten mit wichtigen Sozialträgern wie Kirche überhaupt mal gesprochen haben.
Doch es kam noch besser in diesem Ausschuss: Wenige Minuten nachdem den kirchlichen Kindergärten jeder weitergehende Zuschuss verweigert worden war, versuchten einige Sozialpolitiker das nicht vorhandene Geld wieder mit vollen Händen auszugeben. Aber hier geht es ja auch um das neue Lieblingskind, vor allem von SPD und Grünen: das Familienzentrum. 5 000, 10 000, 15 000 Euro aus der Stadtkasse! Wer bietet mehr?
Niemand im Ausschuss kam auf den Gedanken, dass es vielleicht sinnvoller ist, zuerst verlässliche Strukturen wie kirchliche Kindergärten zu stützen - wohlgemerkt: im Sinne der Haller Familien. Stattdessen soll schon wieder Geld in neue Sozialprojekte gepumpt werden.
Dass dieser Ausschuss noch in der gleichen Sitzung das Dilemma bei der Versorgung mit Kindergartenplätzen diskutieren musste, entbehrt bei allen Problemen (die insbesondere die Eltern haben) nicht einer gewissen Ironie. Denn wenn die Stadt zum Beispiel bei Angeboten für unter Dreijährige weiter kommen will, wird sie noch die Hilfe der Kirchen gebrauchen können. Hoffentlich gibt's dann keine Abfuhr.

Artikel vom 18.02.2005