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Riesendilemma bei
Kinderbetreuung

Trotz Fehlbedarfs soll Gruppe geschlossen werden

Von Stefan Küppers
Halle (WB). Die Stadt sieht sich bei den Kindergartenplätzen in einem Dilemma. Nach dem ersten Abgleich der aktuellen Anmeldezahlen fehlen in Halle 27 Plätze für Kinder mit einem Rechtsanspruch (ab drei Jahre). Gleichzeitig gibt es aber die Zusage an den Kreis, im Sommer eine Hortgruppe zu schließen, bei der auch zehn normale Kindergartenplätze wegfielen.

Die Mitglieder des Sozialausschusses zeigten sich ob der schwierigen Situation besorgt. Denn zu dem Fehlbedarf bei Kindern mit Rechtsanspruch kommt noch ein Zweites: der große Mangel an Plätzen für Kinder unter drei Jahren. Hier gibt es in Halle in zwei Gruppen insgesamt nur 14 Plätze. Tatsächlich liegt der Bedarf viel höher. Beim soeben abgelaufenen Anmeldeverfahren wurden 50 Kinder unter drei Jahre angemeldet, von denen 43 keinen Platz in Regeleinrichtungen bekommen werden. Ähnliche Missverhältnisse gab es zwar schon früher. Doch mit »Hartz IV« und der Einführung von Arbeitslosengeld II ist der Druck auf Arbeitslose und auch Mütter gewachsen, sich um Arbeitsstellen zu bemühen. Das aber erfordert gesicherte (und bezahlbare) Betreuung auch der ganz jungen Kinder.
Resolution an
Kreis geplant
Das besondere Haller Dilemma besteht nun darin, dass die Stadt eine dem Kreis gemachte Zusage jetzt am liebsten wieder zurücknehmen würde. Danach hat sich die Stadt nämlich bereit erklärt, zum 31. Juli diesen Jahres die altersgemischte Hortgruppe im AWO-Kindergarten Gartnisch zu schließen. Hierbei fallen zehn Hortplätze für Schulkinder weg, was wegen des Alternativangebots der offenen Ganztagsgrundschule auch kein Problem ist. Gleichzeitig verschwänden dann aber auch zehn Plätze für Regelkinder.
Bei zurückgehenden Kinderzahlen war die Schließung von nicht mehr benötigten Gruppen vom Kreis Gütersloh eigentlich als Sparmaßnahme vorgesehen. Wegen des großen Bedarfs bei Kindern unter drei Jahren verständigten sich Kreis und Kommunen aber darauf, die eingesparte Summe in neue Plätze für diese Altersgruppe zu investieren. Weil aber Halle im Kreis-Vergleich mit bereits 14 Plätzen relativ gut dasteht, soll die Lindenstadt in diesem Jahr mit einer neuen Gruppe für unter drei Jahre zunächst leer ausgehen. Und ohne Kreiszuschüsse kann sich Halle eine altersgemischte Gruppe bei Kosten von 130- bis 150 000 Euro jährlich nicht selber leisten.
Der Sozialausschuss verabredete, dem Kreis Gütersloh die besondere Haller Situation in einer Resolution vor Augen zu führen. Ob die Stadt von ihrer alten Zusage zur Gruppenschließung überhaupt noch zurücktreten kann, wurde von Seiten der Verwaltung allerdings in Frage gestellt.

Artikel vom 18.02.2005