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Friedhofsfrage
noch ungeklärt

Boden in Frotheim wird überprüft

Von Stefanie Westing
Espelkamp (WB). Wie geht es weiter mit dem Waldfriedhof? Diese Frage wurde am Mittwoch im Hauptausschuss nicht geklärt. Wie in der vergangenen Woche berichtet, ist der Friedhof an der Straße »Vor dem Bruch« in etwa zwei Jahren belegt.

»Die Bestattungsflächen auf dem Waldfriedhof werden immer weniger, Erweiterungsmöglichkeiten gibt es kaum noch«, betonte Kämmerer Werner Sudeck mit Blick auf die Wohnbebauung im Süden, Schönungsteiche und renaturierte Kleine Aue im Osten sowie die Kläranlage im Norden. »Der westlich der Straße ÝVor dem BruchÜ liegende Bereich wurde vor etwa zehn Jahren untersucht. Der Boden ist von seiner mineralischen Beschaffenheit her nicht geeignet, und der Grundwasserstand ist zu hoch. Dort müssten mindestens zwei Meter mit geeignetem Boden aufgeschüttet werden.«
Von den etwa 200 Beerdigungen pro Jahr auf den drei städtischen Friedhöfen finden etwa 160 auf dem Waldfriedhof statt, wobei ungefähr 30 Urnen beigesetzt werden. Die demographische Entwicklung lässt darauf schließen, dass in Zukunft mehr Bestattungen anfallen. »Die Zahl ist nicht im Zuge der Wiederbelegung auf dem Waldfriedhof zu decken«, erklärte Sudeck. Eine Möglichkeit besteht in der Installation von Grabkammersystemen, die den Verwesungsprozess abkürzen würden, aber mit 160 000 bis 180 000 Euro für 96 Kammern sehr teuer wären. Außerdem müsste die Ruhezeit verkürzt werden. »Oder wir lassen die Sargbeisetzungen auf dem Waldfriedhof auslaufen und weichen nach Frotheim aus. Dort sind noch gut 1000 Grabstellen verfügbar, mit denen wir fünf bis sechs Jahre abdecken könnten. Im Norden und zum Teil im Osten hätte man Erweiterungsmöglichkeiten«, machte Sudeck deutlich. Der sandige Boden sei allerdings noch nicht geologisch untersucht worden. Dies soll jetzt geschehen.
Ulrich Brauns (SPD) betonte, ihm sei bewusst, »dass viele Bürger mit richtig Herzblut am Waldfriedhof hängen«. Er schlug ein Mischkonzept vor: einige Grabkammern zu errichten und dafür entsprechende Preise zu verlangen. »Die emotionale Bindung ist derart stark, dass vielen Leuten dieser Preis sicher wert wäre.« Heinz Hennemann (CDU) dagegen nannte die Grabkammerlösung zu teuer. Außerdem wolle kein Mensch seine Angehörigen nur 15 Jahre lang auf dem Friedhof besuchen können.
Wenn man früher reagiert hätten, wäre man jetzt schon viel weiter, ärgerte sich Martin Lückermann (SPD). »Ich weiß noch, wie Heinz Hennemann aufgeschrien hat, als ich das Thema Frotheim ins Gespräch gebracht habe. Ich habe den Eindruck, nach der Wahl ist nicht vor der Wahl.« Fraktionskollege Dieter Willamowski regte an, in Zukunft auf dem Waldfriedhof etwas sparsamer mit dem Platz umzugehen. Wenn der Zentralfriedhof nach außerhalb verlegt würde, müsse man auch für entsprechende Verkehrsverbindungen sorgen. Oliver Vogt (CDU) nannte den Waldfriedhof einen »Park mit Erholungscharakter«, an dessen Schönheit man mit einem veränderten Belegungsmodus »nicht zu stark rumkratzen sollte«.
Beraten wurde auf Antrag der Unabhängigen über die mögliche Einrichtung eines Friedwaldes. Solche Gebiete gibt es zum Beispiel in Bramsche oder in der Nähe von Kassel, wo Urnen am Fuße von Bäumen bestattet werden. Der jeweilige Baum dient als Grab und Grabmal gleichzeitig. Die CDU sah die Notwendigkeit allerdings nicht. »Für Urnenbestattungen haben wir ausreichend Möglichkeiten«, betonte Friedhelm Niehof. Dennoch soll die Verwaltung prüfen, ob ein Friedwald - das Konzept ist patentgeschützt - rechtlich möglich wäre. Bürgermeister Heinrich Vieker betonte allerdings gleich: »Wir werden jetzt nicht alle möglichen exotischen Möglichkeiten - von der Seebestattung im Auesee bis zur Beisetzung im Osterwald - in Erwägung ziehen.«

Artikel vom 18.02.2005