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Hightech-Industrie trauert Chance nach

Siemens-Tochter: »WM 2006 mit Technik des vergangenen Jahrhunderts«

Von Hubertus Hartmann
Paderborn (WB). Die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland im Zwiespalt der Interessen. Während Datenschützer die weiter als je zuvor reichende personenbezogene Datenerfassung der Stadion-Besucher kritisieren, trauert die deutsche Hightech-Industrie einer verpassten Chance nach.
Fortschrittliche Eventmanagement-Lösungen gibt es bei Siemens. Albert Pichlmeier: »Wir haben diese den Organisatoren angeboten.«
Erstmals werden bei einer WM die Eintrittskarten mit einem RFID-Labels (Radio Frequency Identification) ausgestattet. Sie übermitteln berührungslos die auf dem Chip gespeicherten Daten und lassen den registrierten Besucher ins Stadion. Mit RFID will das Organisationskomitee zum einen die Fälschungssicherheit der Karten erhöhen, zum anderen den Schwarzmarkthandel unterbinden und damit vermeiden, dass bekannte Hooligans möglicherweise in den Besitz von Tickets gelangen.
Das ist im Grunde aber auch schon alles. Dabei könnte RFID weit mehr. »RFID wird die Welt in den Stadien revolutionieren«, ist Albert Pichlmeier, Vertriebschef der Siemens-Tochter SBS, überzeugt. »Deutschland verpasst die Riesenchance, sich vor der Welt als Technologienation zu präsentieren«, beklagte der Manager gestern beim SBS-Business Forum in Paderborn.
»Es ist enttäuschend, dass wie nur einen Bruchteil dessen zeigen, wozu wir in der Lage sind. Es gibt eine Menge an neuen technologisch ausgereiften Lösungen, die wir hätten zeigen können«, erklärt Pichlmeier. Überspitzt gesagt, werde die WM 2006 mit der Technik des vergangenen Jahrhunderts abgewickelt.
Über den RFID-Chip ließe sich beispielsweise die komplette Stadion-Infrastruktur von der Gas-tronomie mit bargeldlosem Zahlungsverkehr bis zur Parkraumbewirtschaftung für alle zwölf Arenen einheitlich organisieren.
Siemens habe seine technologischen Lösungen angeboten, die Umsetzung sei aber an der fehlenden Koordination der Beteiligten gescheitert, beklagt Pichlmeier. »Diese vielen Zuständigkeiten vom Innenministerium über Stadionbetreiber, Kommunen und Organisationskomitee bis hin zur Fifa sind Föderalismus pur und verhindern die Vermarktung des Standorts Deutschland.«
Bei den RFID-basierten Eintrittskarten hat zudem noch Konkurrent Philips der Siemens AG den Auftrag weggeschnappt.

Artikel vom 17.02.2005